Miese Masche Überteuerte Energieverträge: So gehen Betrüger in Sachsen-Anhalt auf Kundenfang
Dubiose Anrufe, falsche Händler, teure Verträge: Betrüger und unseriöse Firmen nutzen die Unsicherheit der Strom- und Gaskunden in Sachsen-Anhalt aus. Vor welchen Maschen die Stadtwerke warnen und wie man sich davor schützen kann.

Halle/MZ - Die Preise für Strom und Gas gehen durch die Decke, viele Verbraucher sind verunsichert. Was ist jetzt noch ein guter Tarif? Diese Gemengelage machen sich unseriöse Firmen zunutze: Stadtwerke in Sachsen-Anhalt beobachten, dass immer mehr dubiose Anbieter versuchen, ihre Kunden in überteuerte Energieverträge zu locken. Das ergab eine MZ-Umfrage.
Demnach warnen unter anderem die Grundversorger in Halle, Magdeburg, Naumburg, Weißenfels und Wittenberg vor einer Masche, bei denen den Kunden am Telefon teurere Verträge für Strom oder Gas untergejubelt werden sollen. „Die Kunden fallen dann oft aus allen Wolken“, sagte Cornelia Kolberg, Sprecherin der Stadtwerke Magdeburg, der MZ.
Abzocke bei Strom und Gas in Sachsen-Anhalt: Täuschung am Telefon
Die unseriösen Anbieter geben sich dabei am Telefon zunächst als Mitarbeiter der kommunalen Versorger oder „Tarifexperten“ aus. Wie einige Stadtwerke berichten, nutzen sie dabei häufig Telefonnummern mit Berliner oder Frankfurter Vorwahl. Sie warnen vor einer Stromsperre oder steigenden Kosten. Sofort müsse man den Vertrag wechseln, heißt es. Wer der neue Anbieter ist, erfahren die Betroffenen zunächst nicht.
Im Laufe des Gesprächs erschleichen die Anrufer sich Vertragsnummer, Nummer des Gas-oder Stromzählers und Adresse. Meist reichen diese Daten und der Name aus, um Kunden bei den Stadtwerken abzumelden und sich als neuer Lieferant eintragen zu lassen - ohne Zutun der betroffenen Verbraucher. „Die erhalten oftmals einige Tage später eine Auftragsbestätigung“, sagte Antje Schubert, Sprecherin der Stadtwerke Wittenberg.
Untergeschobene Verträge: Kunden in Sachsen-Anhalt in der Kostenfalle
Ein Dilemma für die Kunden: Bei den neuen Lieferanten zahlen sie in der Regel deutlich mehr für Strom oder Gas als bei den kommunalen Anbietern. Also einfach in den alten Tarif zurückkehren? Das ist mitunter schwierig. Zwar können Betroffene innerhalb von zwei Wochen den untergeschobenen Vertrag widerrufen, oft sind neu abgeschlossene Verträge mit den Grundversorgern - meist den heimischen Stadtwerken - aufgrund der Turbulenzen am Energiemarkt aber ebenfalls deutlich teurer als die alten Tarife.
Die Betrüger springen auf die aktuelle Situation auf.
Simone Meisel / Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt
Neben untergeschobenen Verträgen warnen Verbraucherschützer vor weiteren Betrugsmaschen: Nach Angaben der Verbraucherzentrale sind aus Sachsen-Anhalt Fälle bekannt, in denen Brennholz über das Internet günstig angeboten wurde. Bezahlung: per Vorkasse. Doch die Ware kam nie bei den Kunden an. „Die Betrüger springen auf die aktuelle Situation auf“, warnte Verbraucherschützerin Simone Meisel. In Halle berichten die Stadtwerke sogar von betrügerischen Hausbesuchen. Dabei sollen sich Kriminelle als Strom- oder Heizungsableser ausgegeben haben, um Bargeld und Schmuck aus den Wohnungen zu stehlen.
Stadtwerke in Sachsen-Anhalt empfehlen: im Zweifel auflegen
Wie können sich Verbraucher vor solchen Maschen schützen? Grundsätzlich gilt: Stadtwerke erfragen sensible Kundendaten - wie die Nummern von Verträgen oder Gas- und Stromzählern - nicht am Telefon oder an der Haustür. „Wir raten, im Zweifelsfall einfach aufzulegen“, so Stadtwerkesprecherin Antje Schubert. Zudem sollte man im Falle untergeschobener Verträge dem ursprünglichen Versorger umgehend mitteilen, dass man gar nicht kündigen will. „Wir finden dann eine Lösung“, sagte Cornelia Kolberg aus Magdeburg.
Die Angst, plötzlich ohne Heizung oder Strom dazusitzen, ist übrigens unbegründet. Die Energielieferung ist gesetzlich abgesichert. Im Zweifel springt der Grundversorger ein - mitunter jedoch zu einem hohen Preis.