Sachsen-Anhalt verzichtet auf Starenkästen / Mobile Überwachung in Brandenburg Blitzer-Chaos auf der Autobahn 2: Ab Niedersachsen sind Fehler programmiert
Auf dem rund 85 Kilometer langen Abschnitt der A2 in Sachsen-Anhalt wird es vorerst auch weiter keine stationären Blitzer geben. Dem Land fehlt dafür das Geld. Anders in Niedersachsen: Dort hat sich indes ein Streit um die "Starenkästen" entwickelt.
Hannover/Magdeburg l Stationäre Blitzanlagen sind auch künftig auf Sachsen-Anhalts Autobahnen nicht geplant. "Wegen der hohen Kosten gebe es gegenwärtig keine konkreten Vorhaben", sagte Anke Reppin vom Innenministerium. Dennoch wolle das Land langfristig die Verkehrsüberwachung noch effektiver gestalten, so die Sprecherin.
Johannes Stoye vom Autobahnpolizeirevier Börde: "Wir messen zurzeit nur mit dem sogenannten Provida-Fahrzeug die Geschwindigkeiten auf der A2 im Bereich Sachsen-Anhalt." Diese mobile Kontrollmöglichkeit mit dem Videogerät ziele vor allem auf die Raser ab, die sich "massiv" nicht an die vorgegebenen Geschwindigkeitsbegrenzungen der elektronischen Leitanlage halten.
"Dabei müssen die Beamten mindestens einmal mit dem Videogerät das verfolgte Fahrzeug aufzeichnen, wenn es unter einer der elektronischen Anzeigentafeln durchfährt." Diese Schilderbrücken gibt es alle zwei bis drei Kilometer.
Insgesamt gab es auf dem Abschnitt der Autobahn 2 zwischen Marienborn und Ziesar 1138 Unfälle im vergangenen Jahr. 175-mal war überhöhte Geschwindigkeit die Ursache.
Indes geraten vor allem im Nachbarland Niedersachsen die bereits bestehenden stationären Blitzanlagen im Landkreis Helmstedt (Höhe Parkplatz Essehof, beide Richtungen) und im Landkreis Peine (Höhe Rasthof Zweidorfer Holz in Richtung Berlin) in die Kritik.
Das niedersächsische Verkehrsministerium prüft gegenwärtig, ob die Blitzanlage und die elektronischen Geschwindigkeitstafeln nicht richtig synchronisiert sind und dadurch fehlerhaft messen.
Ministeriumssprecher Christian Budde aus Hannover: "Wir haben zahlreiche Beschwerden erhalten, dass die Anlage die Messung und den Blitz auslösen soll, obwohl die Anzeigetafeln keine Einschränkungen vorgegeben haben." Man sei immer noch bei der Fehlersuche. Möglicherweies gab es auch Blitzauslöser, weil Lkw die Lastspur (Tempo 80) zu schnell passiert haben und überholende Autofahrer dies auf sich bezogen haben. "In diesem Fall handelt es sich um eine falsche Wahrnehmung", so Budde. Sein Minister Jörg Bode (FDP) ist ganz und gar nicht über die Anlagen erfreut und wetterte bereits gegenüber der Braunschweiger Zeitung: "Die Monsterblitzer sind ein Ärgernis, und sie sind auch eine Verkehrsgefährdung, weil viele Autofahrer dort voll abbremsen."
Die Landkreise als Betreiber der Anlagen haben indes eine andere Meinung und wollen auf die Einnahmen wegen der hohen Investitionssummen nicht verzichten. Ministeriumssprecher Budde: "Wir haben zurzeit keine rechtlichen Möglichkeiten, die Geräte aus dem Verkehr zu ziehen."
Autofahrer aus Sachsen-Anhalt müssen auf der A2 in Richtung Westen deshalb auch weiter mit den Blitzen aus den Radargeräten rechnen.
Und: In Gifhorn kommt in Kürze ein weiteres Gerät dazu. Weil es sehr dicht zwischen zwei elektronischen Anzeigentafeln liegt, gab es schon vor dem Aufbau Beschwerden. Das Problem: Die Anzeigetafeln können verschiedene Geschwindigkeiten anzeigen. Es gilt immer die Schilderbrücke, die der Autofahrer gerade passiert. In diesem Fall steht der Blitzer aber 35 Meter vor der nächsten. "Wir haben uns aber darauf geeinigt, dass das Gerät immer den höheren angezeigten Wert der Tafelen misst", so Budde.
Wer als Autofahrer aus Sachsen-Anhalt auf der A2 in Richtung Osten fährt, wird von den Brandenburgern ausschließlich per Videotechnik und mit mobilen Blitzern kontrolliert."Stationäre Blitzer gibt es dort keine", erklärt Dietmar Keck, Sprecher im Polizeipräsidium Brandenburg. Auf dem Autobahnabschnitt zwischen Ziesar und Wollin gibt es zum Beispiel eine längere Tempo-130-Begrenzung.