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Täter platzierte Benzinkanister an der Eingangstür / Feuer ging von alleine aus Brandanschlag auf Halberstädter Rathaus: Politisches Motiv nicht auszuschließen

Von Sabine Scholz 10.01.2012, 05:22

Auf das Halberstädter Rathaus ist gestern Morgen ein Brandanschlag verübt worden. Noch ist das Motiv völlig unklar, einen politischen Hintergrund sieht Oberbürgermeister Andreas Henke (Die Linke) nicht.

Halberstadt l Verrußte Glassplitter, ein roter Benzinkanister, ein Rußfleck auf dem Sandstein waren das Erste, was Lore Dannhauer gestern früh auf der Halberstädter Ratshaustreppe erblickte. Die Stadtangestellte war auf dem Weg zur Arbeit, als sie um 6.10 Uhr die Spuren der versuchten Brandstiftung entdeckte.

In Halberstadt sorgte diese Nachricht für Unruhe, hatte es doch in der Nacht zuvor erst einen großen Brand in einem Wohnhaus am Domplatz der Stadt gegeben. Auch über einen Zusammenhang mit den jüngsten Anschlägen auf Büros linker Landtagsabgeordneter in Magdeburg wurde spekuliert. "Ich sehe da keinen Zusammenhang", sagte auf Volksstimme-Nachfrage Andreas Henke. Der Oberbürgermeister Halberstadts ist Mitglied der Partei Die Linke. "Wer das wollte, hätte schon fünf Jahre lang Zeit dazu gehabt. Und die Linke unterhält in Halberstadt auch eine Regionalgeschäftsstelle und ein Wahlkreisbüro." Die wären bei solcher politischen Motivation der Täter wohl eher Ziel eines Anschlags gewesen, so der Stadtchef. Auch André Lüderitz, Kreisvorsitzender der Harzer Linken, sieht keinen Zusammenhang zwischen den Angriffen auf die Abgeordnetenbüros in Magdeburg und das Rathaus in Halberstadt.

Ob hingegen die jüngsten Steuer- und Gebührenerhöhungen der hochverschuldeten Stadt Anlass für die Tat waren - immerhin ereilen die Bürger derzeit die neuen Steuerbescheide - konnte Andreas Henke nicht ausschließen. Obwohl für ihn die Tat aufgrund des unprofessionellen Vorgehens eher auf eine geistig verwirrte Person hinwies. "Für so etwas kann man noch eher Verständnis entwickeln, alles andere wäre feige und hinterhältig", sagte der 49-Jährige. Der schwer an Grippe erkrankte Henke war extra ins Rathaus gekommen, um sich einen Überblick vom Geschehen zu verschaffen.

Das Feuer muss zwischen 5.45 und 6.10 Uhr gelegt worden sein, ergaben die Ermittlungen der Polizei, die aufgrund der Tatausführung von Beginn an keinen politischen Hintergrund vermutet hatte. Die Feuerwehr war nicht alarmiert worden, das Feuer erlosch von selbst und ließ durch seine Hitzeentwicklung eine Glasscheibe bersten, richtete aber keinen weiteren Schaden an. Im Laufe des Tages verdichteten sich die Hinweise auf eine ältere Frau als Täterin. Zwei Zeugen hatten, unabhängig voneinander, eine ältere Frau mit einem roten Kanister in der Hand in Rathausnähe gesehen, berichtete Peter Pogunke vom Harzer Polizeirevier. Ob die Farbwahl einen tieferliegenden Groll gegen bestimmte Parteien ausdrücken sollte, liegt im Reich der Spekulationen.