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Chemieunfall in der DDR Katastrophe in den Buna-Werken: Karbid-Explosion reißt fünf Menschen in den Tod

Am 9. Februar 1990 erschüttert eine schwere Detonation die Karbidfabrik in Schkopau. Ofen 11 der Buna-Werke explodiert und kostet fünf Menschen das Leben. 

Von DUR Aktualisiert: 13.05.2025, 14:53
1990 ereignete sich im Buna-Werk in Schkopau ein schwerer Chemieunfall.
1990 ereignete sich im Buna-Werk in Schkopau ein schwerer Chemieunfall. (Screenshot: ZDF-Dokumentation)

Schkopau. - Den 9. Februar 1990 werden die Mitarbeiter der Buna-Werke wohl nie vergessen. Um 8.33 Uhr kommt es dort zu einer gewaltigen Explosion von Ofen 11. Der wohl schwerste Chemieunfall in der DDR kostet fünf Menschen das Leben.

23 Menschen werden schwer verletzt. Unter den Toten ist auch Thomas Ulrich. Der Student hatte an jenem Freitag seinen zweiten Arbeitstag im Werk.

Explosion in Buna kostet fünf Menschen das Leben

In der ZDF-Dokumentation "Die schwersten Unglücke der DDR - Planerfüllung um jeden Preis" erinnert sich Ulrichs damalige Lebensgefährtin Anka Penndorf an das Unglück, das ihr Leben durcheinander brachte. 

"Thomas ist früh aus dem Haus und er hat mir noch ein Küsschen gegeben. Man denkt ja nicht, dass er nicht wiederkommt", so Penndorf.

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Als sie die Mitteilung seines Todes erhält, kann es die junge Frau zunächst nicht glauben. "Ich stand erst mal unter Schock", berichtet sie in der Doku, den Tränen nahe.

Blick auf die Buna-Werke
Blick auf die Buna-Werke
(Screenshot: ZDF-Dokumentation)

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Buna: Einer der größten Karbidproduzenten der Welt

In der 1936 gegründeten Fabrik mit rund 18.000 Mitarbeitern wird Karbid hergestellt. Zu dieser Zeit ist sie einer der größten Karbidproduzenten der Welt.

Karbid ist Ausgangsstoff für wichtige Kunststoffe, die ihrerseits wieder Grundlage vieler Gebrauchsgegenstände sind. Doch die Arbeit in dem Werk ist nicht nur schwer, sondern auch gefährlich.

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Mangelwirtschaft und Verschleiß in der DDR

Der Ofen Nummer 11 war seit 30 Jahren in Betrieb. Eigentlich sollen die Öfen alle acht Jahre generalüberholt werden. Doch die Anlagen werden jahrzehntelang wegen der DDR-Mangelwirtschaft und des Produktionsdrucks aus Berlin auf Verschleiß gefahren.

Das bestätigt auch der damalige Produktionsleiter Manfred Zopf: "Jede Störung war ökonomisch von Nachteil, man konnte sich nicht erlauben, nachts den Ofen abzustellen."

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Die Arbeit in der Karbidfabrik in Buna war lebensgefährlich.
Die Arbeit in der Karbidfabrik in Buna war lebensgefährlich.
(Screenshot: ZDF-Dokumentation)

Film "Die Karbidfabrik" deckt Zustände in DDR-Werk auf

Der Staat wusste, dass die Arbeit an den verschlissenen Öfen lebensgefährlich war. Ein Kamerateam darf sich 1987 frei in der Fabrik bewegen und Aufnahmen für den Film "Die Karbidfabrik" machen.

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Ohne es zu wollen, entstehen dabei ungeschönte Aufnahmen eines heruntergekommenen Werkes und der gefährlichen Arbeitsbedingungen. Die DDR-Bevölkerung wird den Film nie zu Gesicht bekommen. Er wird als konterrevolutionär eingestuft.

Probleme am Karbidofen führen zu Explosion

Wie sich herausstellte, wurde die Explosion 1990 in Buna durch einen Bedienfehler ausgelöst. Doch bereits einige Tage zuvor bereitete der Unglücksofen Probleme.

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Doch statt ihn angesichts der außergewöhnlichen Probleme herunterzufahren und abkühlen zu lassen, experimentierte man, drosselte die Leistung oder fuhr sie wieder ganz hoch. Ein fataler Fehler.

Die ganze Rekonstruktion des Unglücks ist in der ZDF-Dokumentation zu sehen. Sie läuft am 17. Mai um 20.15 Uhr bei ZDFinfo im Fernsehen und kann bereits jetzt in der Mediathek angeschaut werden.