Bündnis gegen Lehrermangel kritisiert Stundenstreichungen
Magdeburg (dpa/sa) - Ein Bündnis gegen den Lehrermangel in Sachsen-Anhalt hat den Plan kritisiert, an den Sekundar- und Gemeinschaftsschulen weitere Schulstunden zu streichen. Da bereits in den vergangenen Jahren die Wochenstunden zusammengestrichen wurden, hätten Sekundarschülerinnen und Sekundarschüler etwa 15 Prozent weniger Unterrichtsstunden als noch vor fünf Jahren, sagte die Chefin der Lehrergewerkschaft GEW, Eva Gerth, am Dienstag. Im Gegenzug sollen den Schulen weniger Lehrer zugewiesen werden.
Bildungsminister Marco Tullner (CDU) verteidigte die Pläne. Lehrkräfte für Sekundarschulen seien bundesweit sehr limitiert und es gebe nur wenige Absolventen. "Es war notwendig, konkrete Maßnahmen zur Stabilisierung des Unterrichts an den Schulen zu veranlassen." Zudem erteile Sachsen-Anhalt damit so viel Unterricht, wie es mit den Länderkollegen der Kultusministerkonferenz verabredet sei.
"Das sind genau die Kürzungen, die wir eigentlich nicht haben wollen", sagte GEW-Chefin Gerth. Das Bündnis mit Vertretern von Eltern, Schülern, Lehrern sowie der Linkspartei hat ein Volksbegehren angestoßen, mit dem es einen gesetzlichen Schlüssel für das Personal an Schulen durchsetzen will. Anders als jetzt könnte das Bildungsministerium dann nicht mehr per Erlass kürzen. Stattdessen müsste der Landtag einer Gesetzesänderung zustimmen. Für dieses Vorhaben müssen sie allerdings rund 163 000 Unterschriften sammeln.
Aufgrund der Corona-Pandemie sei das Sammeln in den vergangenen Monaten nahezu zum Erliegen gekommen, sagte Bündnis-Sprecherin Annette Kirstein. Die Landesregierung hatte darauf reagiert, und dem Bündnis auf Antrag mehr Zeit einzuräumen. Statt Anfang Juli müssen die Unterschriften jetzt erst am 18. August abgegeben werden. Aus Sicht des Bündnisses ist der Aufschub nicht ausreichend. Sie wollen wegen der Corona-Einschränkungen mindestens vier weitere Wochen Verlängerung. Deswegen werde das Bündnis das Landesverfassungsgericht anrufen, hieß es. In der Zwischenzeit werde weitergesammelt und über die sozialen Netzwerke zur Beteiligung aufgerufen.