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Campingplätze offen: Betreiber hoffen auf heimische Gäste

Sachsen-Anhalts Campingplätze dürfen endlich wieder öffnen. Doch längst nicht alle können auf den Plätzen absteigen - die Branche rechnet mit hohen Verlusten. Der zuständige Minister will die Sachsen-Anhalter daher für ihr eigenes Land begeistern.

15.05.2020, 15:15

Magdeburg/Elbingerode (dpa/sa) - Pünktlich zum Beginn der Pfingstferien haben Sachsen-Anhalts Campingplätze nach der wochenlangen Corona-Zangspause endlich wieder auf - zumindest für einige Besucher. Voraussetzung für den Urlaub auf dem Campingplatz ist neben dem Hauptwohnsitz in Sachsen-Anhalt ein Wohnmobil oder -Wagen mit eigener Toilette, eigener Waschgelegenheit und eigener Küche. Klassisches Zelten ist zunächst nicht möglich.

Damit will die Landesregierung sicherstellen, dass sich die Urlauber autark versorgen können. Aus diesem Grund dürfen seit Freitag auch wieder Ferienhäuser vermietet werden. Mit der Beschränkung auf Gäste aus Sachsen-Anhalt soll verhindert werden, dass Gäste aus anderen, stärker betroffenen Bundesländern, das Coronavirus einschleppen. Hotels sollen ab nächstem Freitag wieder öffnen dürfen - zunächst nur für Touristen aus Sachsen-Anhalt. Über eine Öffnung für Gäste aus anderen Bundesländern will das Kabinett kommende Woche beraten.

Auf dem Campingplatz in Elbingerode (Landkreis Harz) reisten bis zum Freitagmittag drei Camper an. Viele Dauercamper aus anderen Bundesländern, die noch nicht auf den Campingplatz am Brocken dürfen, würden auf Alternativen in anderen Bundesländern mit lascheren Regeln ausweichen, sagte Campingplatzbetreiber Dennis Spormann. Zwar erwartete er am Freitag noch einige Gäste, dennoch rechnete er mit enormen Verlusten.

Dabei sind die Pfingstferien eigentlich Hochsaison für die Betreiber. Branchenvertreter rieten unter anderem deshalb, sich frühzeitig einen Platz zu reservieren. "Normalerweise haben wir nur an Pfingsten 100 Prozent Auslastung, doch das wird dieses Jahr beim ein oder anderen Kollegen öfter der Fall sein", sagte der Präsident des Verbands der Camping- und Freizeitwirtschaft, Peter Ahrens. Wer unterkommen will, sollte schnell anfragen und buchen.

Hintergrund für die möglicherweise erhöhte Nachfrage ist die Corona-Pandemie. Da angesichts des weltweiten Infektionsgeschehens unklar sei, ob Auslandsurlaube wirklich stattfinden können, rechnet die Campingbranche im Land mit deutlich mehr deutschen Urlaubern. Zur generellen Nachfrage auf den Campingplätzen im Land konnte Ahrens am Freitag noch nichts sagen. Seine Kollegen seien noch mit den Vorbereitungen beschäftigt und damit, die Regeln für die Wiederöffnung zu verstehen.

Sachsen-Anhalts schwarz-rot-grüne Landesregierung hatte von Mitte März an das gesellschaftliche Leben heruntergefahren und die Schließung der meisten Geschäfte, Dienstleister, Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie Schulen und Kitas angeordnet. Damit sollte die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus verlangsamt werden. Weil die Zahl der Infektionen nach wochenlangen Einschränkungen im Land sehr niedrig ist, werden die Regeln schrittweise gelockert.

Anders als Spormann, stellte Verbandschef Ahrens schon in den vorigen Tagen eine hohe Nachfrage fest. "Die Telefone glühen." Allerdings herrsche unter den Buchungswilligen auch eine große Verunsicherung, was erlaubt sei und wer anreisen dürfe.

Die jetzige Öffnungserlaubnis für Campingplätze helfe trotz der Auflagen, sagte Ahrens. "Es hilft alles, was dazu beiträgt, Umsatz zu machen und Geld zu verdienen." Die Vermietung von Stellplätzen für Wohnwagen und Wohnmobile sei für die meisten Anbieter das wichtigere Geschäft als Plätze für Zelte. Zudem gebe es auf vielen Anlagen inzwischen Wohnwagen und Ferienbungalows zur Miete. Obwohl die Branche mit mehr Nachfrage rechnet, ist das verlorene Geschäft der Corona-Schließzeit nach Einschätzung des Verbands nicht reinzuholen.

"Einen Großteil unserer Einnahmen machen wir an Ostern, an Pfingsten und in den Sommerferien", sagte Ahrens. "Ostern ist weg, dabei hätte es wegen des schönen Wetters richtig die Kasse brummen lassen." Hinzu komme, dass längst nicht sicher sei, ob sachsen-anhaltischen Gäste an Pfingsten die Touristen von außerhalb kompensierten. "Aber das Jahr wird für uns nicht so schlimm, wie wir noch vor zwei Wochen gedacht haben", sagte Ahrens.

Der Tourismus ist für Sachsen-Anhalt ein bedeutender Wirtschaftszweig. Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) hatte sich daher in der Landesregierung für Lockerungen starkgemacht und kündigte am Freitag weitere Unterstützung für die Branche an: Sachsen-Anhalt begleitet den Neustart im Tourismus mit der Werbeaktion "Echt schön. Sachsen-Anhalt".

"Wir wollen möglichst bald wieder viele Gäste für Sachsen-Anhalt begeistern und so die Betriebe auf ihrem schrittweisen Weg in eine neue Normalität bestmöglich begleiten", erklärte Willingmann. "Das Reiseland Sachsen-Anhalt kann selbstbewusst mit seiner landschaftlichen und kulturellen Vielfalt sowie mit aufregenden Naturerlebnismöglichkeiten und teilweise noch unbekannten Schätzen punkten." Die Werbeaktion soll mit gefühlvollen Botschaften und Inhalten arbeiten - von "echt grün" über "echt nah" bis "echt kulturträchtig". Die Menschen sehnten sich in den Corona-Zeiten vermehrt nach Schönheit, Erlebnis und sorgenfreier Idylle, hieß es weiter.

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