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Caritas-Studie Sachsen-Anhalt als Land der Schulabbrecher?

Immer mehr Schüler in Sachsen-Anhalt haben keinen Abschluss. Nur in Berlin ist die Zahl der Schulabbrecher noch höher.

Von Alexander Walter 08.08.2019, 10:03

Magdeburg l Mehr als 2000 Jugendliche haben 2018 in Sachsen-Anhalt die Schule verlassen, ohne wenigstens den Hauptschulabschluss in der Tasche zu haben. Das waren 11,4 Prozent – 1,5 Prozent mehr als 2015.

Laut einer neuen Studie der Caritas liegt das Land damit im Trend und setzt doch negative Maßstäbe: 2017 waren die Zahlen bundesweit nur in Berlin schlechter (11,73 Prozent). Der Bundesschnitt lag mit 6,9 Prozent einen Prozentpunkt höher 2015. Die Autoren vermuten als Hauptgrund mehr Kinder nichtdeutscher Herkunft in den Schulen. Für Zugewanderte sei es oft eine große Herausforderung, in kurzer Zeit eine neue Sprache zu lernen. Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) bestätigt die Lesart: An Magdeburger Sekundarschulen hätten Zuwanderer mit rund 711 Schülern zuletzt 20 Prozent der Gesamtschülerzahl ausgemacht. „Wenn aber einer im Alter von 15 ohne Deutschkenntnisse kommt, wird es oft schwierig.“

Auch das Bildungsministerium sieht Zuwanderung als wesentlichen Faktor. Ein Indiz: der hohe Anteil der Abbrecher unter Migranten. Bei 572 Abgängern im vergangenen Jahr schafften 244 den Hauptschulabschluss nicht, das waren 42,65 Prozent. Sprecher Stefan Thurmann ergänzt, auch andere Faktoren spielten eine wichtige Rolle, so die Tatsache, dass Förderschulabschlüsse statistisch als Abbruch gelten.

Sie stellten zuletzt regelmäßig gut die Hälfte der gezählten Abbrüche. Thurmann ergänzte, Schulabbrecher aus Regelschulen holten ihren Abschluss an Berufsschulen oft rasch nach – allein 2017 waren es demnach 560.

Die Linke sieht den Trend als Ausdruck gravierender struktureller Probleme: Fraktionschef Thomas Lippmann kritisierte: Das Ministerium setze statt auf Inklusion auf ein ausuferndes Förderschulsystem, hinzu komme stetig steigender Ausfall. „Auf zehn Schuljahre gerechnet entspricht allein der Verlust seit 2015 sechs Monaten weniger Schulbesuch für alle Schüler.“