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CDU-Neujahrsempfang Kritik an Staatssekretär Schellenberger

Kulturstaatssekretär Gunnar Schellenberger hat in Schönebeck mit dem Satz "Ich bin stolz, Deutscher zu sein" eine Debatte ausgelöst.

01.02.2018, 13:19

Schönebeck l So viel Resonanz dürfte Gunnar Schellenberger (CDU) selten auf eine Rede bekommen haben. Der Kulturstaatssekretär hatte seine Parteifreunde auf dem Neujahrsempfang der CDU in Schönebeck in Vertretung des Ministerpräsidenten begrüßt und bekannt: "Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein." Und Schellenberger fügt an, das könne man jetzt wieder sagen, ohne gleich als Rechtsextremer zu gelten.

Eine kurze Pause folgt, Schellenberger hofft auf spontanen Applaus, der aber ausbleibt. "Da kann man ruhig mal klatschen", ruft er seinen Parteifreunden zu. Verhaltener Beifall, der eher gequält, als zustimmend wirkt. Die Reaktionen, vor allem im Internet, lassen nicht lange auf sich warten. Unter anderem vom Koalitionspartner, den Grünen, kommt harsche Kritik.

Auf der Nachrichtenplattform Twitter macht die Äußerung schnell die Runde, wird viele Male kommentiert und weiterverbreitet. Und Schellenberger bekommt dabei jede Menge Kritik für seine Äußerung. "Einer dieser Halbsätze, die auch von der AfD hätten stammen können. Vom Kulturstaatssekretär. Bin froh über Alle, denen das Klatschen da nicht gut von der Hand ging. Geht so gar nicht", sagt unter anderem die Landesvorsitzende der Grünen, Susan Sziborra-Seidl. Die Linken-Landtagsabgeordnete Kristin Heiß, witzelt: "Liebe Eltern, der kleine Gunnar S. möchte aus der Staatskanzlei abgeholt werden. Er sitzt in der rechten Ecke und möchte gerne beklatscht werden."

Schellenberger selbst kann die Aufregung und den Spott über seinen Satz nicht so recht verstehen. "Natürlich bin ich stolz darauf, was wir seit der Wende in Sachsen-Anhalt erreicht haben", sagte er der Volksstimme. Auch auf die Frage, seit wann man denn wieder stolz sein könne, ein Deutscher zu sein, weiß Schellenberger eine Antwort. "Seit der WM-Euphorie von 2006" sei das wieder möglich. Mit den Wahlergebnissen der AfD habe das dagegen nichts zu tun. Sehr viele Menschen in Sachsen-Anhalt würden sich mit ihrer Heimat identifizieren. Da sei Stolz doch angebracht, anstatt immer nur zu meckern.

Die Äußerung habe er spontan gemacht – ein Redemanuskript habe es nie gegeben, sagt der 57-jährige CDU-Mann aus dem Salzlandkreis. Dass seine Parteifreunde nicht sofort mit Beifall reagiert hätte auf den umstrittenen Satz, störe ihn nicht. „Ich wollte eine ungewöhnliche Rede halten, wollte ein Zeichen setzen." Er habe auch keine negativen Reaktionen danach von Zuhörern bekommen – im Gegenteil. „Mein Ortsverein fand die Rede toll." Und überhaupt, was sei falsch daran, seinen Nationalstolz auch klar auszudrücken?, fragt Schellenberger. Auf Twitter antwortet der Grünen-Kommunalpolitiker Dennis Helmich: „Angeblich die moderne Fortschrittspartei, aber im Kern mit deutschnationalen Tönen in einer Spitzenposition."

Dabei ist die Debatte um das Thema nicht neu. Bereits vor mehr als 15 Jahren stritten der damalige CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer und Jürgen Trittin von den Grünen über den Nationalstolz der Deutschen. Seitdem krampft die CDU bei dem Thema – und auch in der sachsen-anhaltischen Provinz, wie der Auftritt Schellenbergers zeigt.