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Flughafen Cochstedt - das Millionengrab

Rund vier Millionen Euro Verlust im Jahr: Der Betrieb des Flughafens Cochstedt kostet den dänischen Eigentümer viel Geld.

27.11.2015, 23:01

Magdeburg l Freitagmittag in Kopenhagen: Die Volksstimme erreicht Dieter Vornhagen auf seinem Mobiltelefon. Hinter dem Aufsichtsrats-Vorsitzenden des dänischen Flughafenbetreibers Airport Development liegt eine anstrengende Sitzung, in der auch die Zukunft des Flughafens Magdeburg-Cochstedt besprochen wurde. „Wir planen nicht, den Flugverkehr einzustellen“, bekräftigte Vornhagen. Überhaupt habe der Flugbetrieb in Cochstedt während der Sitzung des Kontrollgremiums, die Donnerstagabend begann, keine Rolle gespielt, so Vornhagen. Noch am Mittwoch hatte sich der Geschäftsmann gegenüber der Volksstimme anders geäußert: „Insgesamt 30 Millionen Euro sind investiert worden. Irgendwann sagt jeder Kaufmann, da muss Hoffnung auf Return kommen.“

Ein dickes Millionenminus plagt den dänischen Eigentümer, der Cochstedt vor fünf Jahren vom Land erwarb. Rund vier Millionen Euro verpulvert der Airport im Jahr - täglich etwa 12.000 Euro. Im Sommer 2014 lag das Defizit noch bei rund zwei Millionen Euro jährlich. Wie lange will sich der Investor das noch leisten? Die Möglichkeit zum Ausstieg wäre da. Im Kaufvertrag wurde 2010 eine fünfjährige Betriebspflicht Cochstedts als Verkehrsflughafen festgeschrieben. Seit März 2015 gilt diese laut Wirtschaftsministerium nicht mehr.

Vor allem das Personal ist der Kostentreiber. 68 Mitarbeiter drücken auf den Etat – darunter auch die Beschäftigten, die für die Flugsicherung zuständig sind. Doch die haben nur wenig zu tun. Nach jüngsten Zahlen der Luftfahrtbehörde Sachsen-Anhalt hat es im Monat Oktober nur drei Abflüge gegeben. Insgesamt sind im laufenden Jahr bislang 661 Personen und 9600 Tonen Fracht via Cochstedt transportiert worden. Stärkster Monat war der Juni: Wegen des Endspiels in der Fußball-Champions-League in Berlin nutzten damals viele Chartermaschinen Cochstedt als Ausweichort für die überlasteten Flughäfen in der Hauptstadt.

Im Aufsichtsrat des dänischen Eigentümers glaubt man laut Vornhagen dennoch weiter an die Zukunft des Airports. Nach Volksstimme-Informationen plant der Betreiber, die Start- und Landebahn zu verlängern, um künftig größere Flugzeuge empfangen zu können. Im Juli 2014 wurde der Betreiber im zuständigen Landesverwaltungsamt vorstellig. Seitdem läuft ein kompliziertes Antragsverfahren, das Vornhagen und seinen Kollegen offenbar zu lange dauert. „Ich erwarte etwas weniger Gegenwind“, sagte er. Das Verkehrsministerium weist das zurück. Der Airport sei stets eng begleitet und unterstützt worden, so ein Sprecher. Der Prozess sei kompliziert, weil Cochstedt in einem neuen Planfeststellungsverfahren seine Genehmigung als 24-Stunden-Flughafen verlieren könne.

Im Ministerium befürchtet man gleichzeitig, dem Land solle der Schwarze Peter zugeschoben werden, sollte in Cochstedt der Flugbetrieb eingestellt werden. Airport Development ist durchaus erfahren, was den Ausstieg aus dem Flugbetrieb angeht. Auf dem ehemaligen Flugplatz Fürstenwalde (Brandenburg), der den Dänen gehört, steht mittlerweile ein Solarpark. Auf dem Airport Neuhardenberg heben zwar noch Kleinflugzeuge ab, ihr Geld verdienen die Dänen aber durch den Betrieb von Solaranlagen und eines großen Batteriespeichers.