Cochstedt soll Forschungsflughafen für Drohnen werden
Der Flughafen Cochstedt wurde schon als Millionengrab bezeichnet. Auf Umbau und Investitionen folgten rote Zahlen und die Insolvenz. Jetzt soll in Cochstedt an Drohnen etwa für Rettungseinsätze geforscht werden. Sachsen-Anhalt greift dafür abermals in die Tasche.
Magdeburg (dpa/sa) - Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) will am bisherigen Flughafen Magdeburg-Cochstedt künftig Drohnen erproben und entwickeln. Das Kabinett machte am Dienstag den Weg frei für den Ankauf des Flughafens durch das DLR, wie Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD) in Magdeburg mitteilte. Der Kaufvertrag solle in der kommenden Woche unterzeichnet werden.
Mit dem geplanten Nationalen Erprobungszentrum für unbemannte Luftfahrtsysteme endet für den seit 2016 insolventen Flughafen im Salzlandkreis eine lange Hängepartie. In den einstigen Militärflughafen flossen seit den 1990er Jahren mehr als 50 Millionen Euro. Ein internationaler Verkehrsflughafen konnte aber nicht etabliert werden.
"Etwa 30 bis 40 Mitarbeiter sollen vor Ort tätig sein, wissenschaftliches und hoch qualifiziertes technisches Personal für die Entwicklung von Konzepten für unbemannte Luftfahrtsysteme, Testflugbetrieb, Spezialwerkstätten und ähnliches", skizzierte der Minister die Pläne. Er erwartet enge Beziehungen etwa zur technisch ausgerichteten Universität Magdeburg. "Es besteht im Bereich der Drohnentechnik ein großer Bedarf an hochqualifizierten Ingenieuren, Informatikern und ähnlichen."
Nach den Worten von Willingmann hat sich Cochstedt gegen 16 Konkurrenzstandorte durchgesetzt. Eine Rolle habe gespielt, dass der Flughafen in einem dünn besiedelten Gebiet liegt und eine Genehmigung als regulärer Verkehrsflughafen hat. Es sei auch wichtig, dass die Beeinträchtigungen für Landschaft und Menschen ein erträgliches Maß haben. Als Beispiele für die Fluggeräte, die in Cochstedt getestet werden sollen, nannte Willingmann zivile Drohnen für Rettungs- oder Feuerwehreinsätze.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt werde den Flughafen für 15,81 Millionen Euro kaufen und 10,00 Millionen Euro in die Forschungsinfrastruktur investieren, erklärte der Wirtschaftsminister. Über einen Zeitraum von zehn Jahren werde das Land den Kaufpreis an die DLR erstatten. Hintergrund sei, dass bei Helmholtz-Zentren üblicherweise das Land die Liegenschaft zur Verfügung stelle, in der das Institut angesiedelt werde, sagte Willingmann. Zudem werde das Land künftig pro Jahr 950 000 Euro aufbringen müssen, um den Betrieb weiter zu finanzieren.
Drohnen testet das DLR in Cochstedt nach den Angaben schon seit Januar 2018. Seitdem sei auch die Eignung des Geländes geprüft worden, sagte Willingmann. Es seien in dem Zeitraum keine Anwohnerbeschwerden bekanntgeworden.
Der Landrat des Salzlandkreises, Markus Bauer (SPD), sprach von einem ganz großen Wurf für die Region. Damit könne sich der Salzlandkreis als Wissenschaftsstandort weiter etablieren. Langfristig könne sich das auch auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirken.
Der rund 30 Kilometer von Magdeburg entfernte, ehemalige Militärflughafen Cochstedt war in den 1990er Jahren für Millionen als Verkehrsflughafen ertüchtigt worden. Das Projekt kam aber nie richtig in Schwung. Schon im Jahr 2002 ging der Flughafen pleite, vier Jahre später war er wieder am Start. Im Jahr 2010 wurde das Gelände an einen dänischen Investor verkauft und zwischenzeitlich von Billigfliegern genutzt. Doch die Verluste blieben. Im Jahr 2016 meldete das Unternehmen Insolvenz an.