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Corona Ein Viertel der Studenten wird fehlen

Sachsen-Anhalts Hochschulen steht ein Misch-Semester bevor. Motto: So viel Präsenz wie möglich, so viel Online wie nötig.

Von Alexander Walter 14.09.2020, 01:01

Magdeburg l Wenn ab 1. Oktober der Hochschulbetrieb im Wintersemester startet, werden viele Vorlesungen wieder in Hörsälen stattfinden. Das Sommersemester habe gezeigt, wie viele Chancen digitale Lehre bietet, sagte Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD). „Dauerhaft leben Forschung und Lehre aber vom unmittelbaren Austausch.“ Angesichts des niedrigen Infektionsgeschehens hält er es für angemessen, dass die Hochschulen verstärkt von der digitalen Lehre zur Präsenz zurückkehren.

Abstände müssen – anders als in Schulen – aber eingehalten werden. Wo das nicht geht, gilt Maskenpflicht. Sind Standards nicht zu halten, ist digital zu unterrichten. Im Ergebnis wird so „hybrid“, also vor Ort und/oder in Kombination online gelehrt – etwa per Livestream. Genaues regelt die morgen zu verabschiedende 8. Eindämmungsverordnung.

Die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg plant einen Ampelbetrieb. Treten Corona-Fälle auf, werden Auflagen strenger. Die Lehre erfolgt mit Vorlesungsbeginn ab 26. Oktober je nach Praxisbezug und Gruppengröße digital und/oder vor Ort. Die Uni hat nur zwei Hörsäle, in denen bei Einhaltung aller Abstandsregeln 150 Studenten Platz finden. Daher sollen Extra-Räume angemietet werden. Studenten werden vor der Teilnahme an Präsenz-Lehre registriert. Problem in der Krise: Die Uni rechnet mit einem empfindlichen Einbruch der Studienanfänger-Zahl. „Wegen der Corona-Krise erwarten wir einen Rückgang von 25 Prozent“, sagte Rektor Jens Strackeljan.

Der Uni wird ausgerechnet zum Verhängnis, worauf sie zuletzt stolz war: der hohe Anteil internationaler Studenten. 35 Prozent der 3300 Erstsemester 2019 kamen aus dem Ausland, etwa aus Indien. Dort aber wütet jetzt die Pandemie. „Studenten von dort können derzeit nicht zu uns“, so Strackeljan. Die Flaute wird sich über die Berechnung von Hochschulpaktmitteln auch finanziell bemerkbar machen. Die Uni erwarte Einbußen in Millionenhöhe, so der Rektor. Über Digital-Angebote will er trotzdem so viele Internationale wie möglich binden. Andere Hochschulen rechnen wegen eines geringeren Anteils ausländischer Studenten derzeit mit stabilen Zahlen.

Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg startet am 1. November in die Vorlesungszeit. „Klare Priorität bei der Präsenzlehre haben wegen des Betreuungsbedarfs Erst- und Examenssemester“, sagte Rektor Christian Tietje. Auch die Uni Halle stößt wegen der Abstandsvorgaben an räumliche Grenzen. Sie hat daher große Veranstaltungsorte, wie die Händel-Halle für die Lehre angemietet.

An den Hochschulen Magdeburg-Stendal und Harz startet die Vorlesungszeit am 1. Oktober. Auch hier wird „hybrid“ gelehrt. Eine Umfrage der Hochschule Magdeburg-Stendal hat ergeben: Studenten ist vor allem die Interaktion wichtig - wichtiger als die Frage, ob Lehre online oder vor Ort stattfindet. Das Motto für ihr Haus sei: „So viel Präsenz wie möglich, so viel Online wie nötig“, sagt Magdeburgs Rektorin Anne Lequy.

Offen ist, welche Auswirkungen die hohe Mobilität von Studenten oder etwa WG-Partys auf das Infektionsgeschehen haben werden. Jens Strackeljan sagt: „Wir dürfen uns nichts vormachen, es dürfte zu Corona-Fällen kommen.“