Corona-Krise Medikamente werden knapp
Der Chef der Magdeburger Uniklinik schlägt Alarm: Die Corona-Krise verschärft in Kliniken Medikamenten-Engpässe. Die Preise explodieren.
Magdeburg l Die Uniklinik Magdeburg und Apotheker rechnen infolge der Corona-Krise mit einer Zuspitzung von Versorgungsengpässen mit Medikamenten und Schutzmaterialien: „Alle Uniklinika haben große Liefer-Engpässe“, sagte Klinikchef Hans-Jochen Heinze der Volksstimme am Montag. „126 Medikamente sind derzeit wegen des Exportstopps in China und Indien extrem knapp.“ Dabei handele es sich etwa um Antibiotika, Blutverdünnungsmittel, Schilddrüsen- und Blutdruckmedikamente. „Wir müssen also verstärkt auf andere Medikamente mit gleichem Wirkstoff - so genannte Generika - zurückgreifen", sagte Heinze. Auch die Ausweich-Produkte aber nur in neun von zehn Fällen zu bekommen.
Lieferschwierigkeiten bestätigt auch Thomas Rößler, Inhaber der Victoria-Apotheke in Magdeburg: „Wir haben arge Probleme, vor allem bei der Versorgung mit Schilddrüsentabletten, bestimmten Antibiotika oder Antidepressiva." Manchmal könne man sich austauschen und bekomme ähnliche Produkte mit gleichem Wirkstoff. "Manchmal klappt das aber auch nicht", sagte der Apotheker.
Rößler rechnet wie Uniklinikums-Chef Heinze mit einer weiteren Zuspitzung der Lage durch die Corona-Krise. Das Problem: Viele Wirkstoffe werden inzwischen nur noch in China oder Indien produziert. Stoppt China wegen der Corona-Krise nun aber den Export oder fahren Container-Schiffe nicht mehr, brechen Lieferketten für Pharmafirmen in Europa zusammen. Das dicke Ende bei der Medikamenten-Versorgung könnte damit erst noch kommen.
Auch Krankenhäuser befürchten, dass es sie noch richtig hart treffen wird. Keiner durchschaue die Komplexität der Lieferketten, sagte Uniklinikums-Chef Heinze. Seine Forderung: „Perspektivisch müssen wichtige Medikamente wieder in Deutschland und Europa hergestellt werden." Aktuell sei die Versorgung aller Patienten aber gewährleistet.