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Corona-Pandemie Fällt die Freibad-Saison aus?

Können Sachsen-Anhalts Freibäder trotz Corona-Pandemie öffnen? Kommunen und Vereine dringen auf klare Signale der Politik.

Von Alexander Walter 06.05.2020, 10:30

Magdeburg l In Dedeleben stehen sie längst in den Startlöchern. Am Pfingstsonnabend wollen die Mitglieder des Freibad-Fördervereins eröffnen – trotz Corona.

Für den 1000-Einwohner-Ort im Harzkreis ist das Freibad in den Sommermonaten der Treffpunkt im Dorf. Seit der Übernahme des Bads durch den Verein 2014 haben dessen Mitglieder viel Geld und Arbeit investiert. Es gibt Sprungtürme, Sauna, eine 500-Qua- dratmeter große Spiellandschaft. Soll sich der Aufwand rechnen, braucht es allerdings Gäste. „Können wir nicht öffnen, tut uns das richtig weh“, sagt Vereinsvorsitzender Axel Küstermann. „Wir warten nur auf grünes Licht“, ergänzt er. Seine Hoffnung: Heute könnten Kanzlerin Angela Merkel und die Länderchefs endlich eine Aussage treffen.

So wie den Dedelebenern geht es vielen Betreibern der rund 110 Freibäder im Land. Auch Städte wie Magdeburg, Gardelegen und Wanzleben warten auf klare Ausagen der Politik. Im Carl-Miller-Bad im Zentrum der Landeshauptstadt etwa waren gestern ebenfalls bereits Mitarbeiter vor Ort. Noch ist ein Betrieb wegen der Pandemie allerdings ausdrücklich verboten. Das gilt auch nach den jüngsten Auflagen-Lockerungen vom Wochenende.

Die zuständige Landes-Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) will zunächst abwarten, ob das in den meisten Bädern zur Wasser-Desinfektion verwendete Chlor auch das Coronavirus zuverlässig unschädlich macht.

Experten des Umweltbundesamts gehen davon schon länger aus. In einer Stellungnahme schrieb die Behörde bereits am 12. März: „Die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung im Schwimmbad ist mit anderen Orten im öffentlichen Raum vergleichbar.“

Mit dem meist zur Desinfektion eingesetzten Chlor würden Krankheitserreger wie Viren inaktiviert oder getötet. Und weiter heißt es: „Behüllte Coronaviren (wie Sars-Cov-2, Anm. d. Red.) sind hierbei besonders leicht zu inaktivieren.“

Unbetrachtet lässt die Behörde allerdings den Hauptübertragungsweg für Infektionen – den Mensch-zu-Mensch-Kontakt, etwa wenn Kinder miteinander spielen. Christian Ochsenbauer, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB), geht auch hier indes nicht von einer erhöhten Gefahr in Bädern aus: „Das Risiko ist nicht höher, als wenn sich Kinder auf dem Spielplatz begegnen“, sagte er gestern.

Viele Kommunen sind dennoch skeptisch. Während die österreichische Hauptstadt Wien ankündigt, ihre Bäder unter Auflagen zu öffnen, herrscht in Deutschland Unsicherheit. Die Städte Bonn, Freilassing (Bayern) und Hanau (Hessen) hatten zunächst gar mitgeteilt, ganz auf die Saison zu verzichten. Inzwischen hat etwa Bonn eine Öffnung unter Bedingungen doch in Aussicht gestellt.

Die Gesellschaft für das Badewesen hat dafür einen Pandemieplan veröffentlicht. Er legt dar, wie ein Badbetrieb in Zeiten rückläufiger Infektions-Zahlen gelingen soll. Als Maßnahmen werden Besucherhöchstzahlen oder Abstandsregeln genannt (siehe Infokasten).

Auch die Gesellschaft für das Badewesen dringt zudem auf klare Ansagen der Politik. Um die notwendige Akzeptanz zu schaffen, müssten Badbetreiber spätestens zu Beginn der Sommerferien wissen, woran sie sind, heißt es in einem Schreiben an Kanzlerin Merkel.

Der Städte- und Gemeindebund bestätigt die Argumentation: Benötigt werde in der Regel ein Vorlauf von vier Wochen bis zur Öffnung, sagte eine Sprecherin. Becken müssten gesäubert, Wasser eingelassen, Grünflächen ertüchtigt und Personal gebunden werden.

Die Stadt Gardelegen hat sich vorsorglich bereits für die Saison gerüstet. „Kommt das Signal der Politik, bräuchten unsere drei Bäder nur drei Tage“, sagte Bürgermeisterin Mandy Schumacher gestern. Turnusmäßig wäre die Stadt zum 15. Mai in die Saison gestartet. Dank der Vorbereitungen ist das auch jetzt noch drin.

Allerdings hat Gardelegen mit dem Waldbad Zichtau auch ein Naturbad ohne Chlorbeigabe. Für solche Bäder kann laut Umweltbundesamt von einem höheren Risiko ausgegangen werden.„Auch dafür warten wir jetzt auf klare Vorgaben des Landes“, sagte Bürgermeisterin Schumacher.