Coronavirus Corona-Stresstest für die Polizei
Mit den steigenden Temperaturen befürchtet die Polizei in Sachsen-Anhalt Verstöße gegen die strengen Auflagen.
Magdeburg l Die Polizei werde auch weiter „sehr intensiv“ kontrollieren, ob alle Einschränkungen beachtet würden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums der Volksstimme. Zugleich betonte er, das Agieren der Polizei sei geprägt durch eine „konfliktmindernde Kommunikation“.
Der Landeschef der Gewerkschaft der Polizei, Uwe Bachmann, sagte: „Bereits seit Wochen läuft die Polizei auf Volllast. Viele Kollegen wollen bereits auf den beantragten Erholungsurlaub zu Ostern und Pfingsten verzichten, um so zusätzlich Reserven zu sichern.“
Mit Blick auf die erwarteten frühlingshaften Temperaturen fügte er hinzu: „Jetzt wird es ernst. Wir werden in den nächsten Tagen vor größeren Herausforderungen stehen.“ Ähnlich sieht das sein Kollege Olaf Sendel von der Deutschen Polizeigewerkschaft: „Viele wollen raus und grillen. Doch genau das ist jetzt verboten. Ich fürchte, das wird die Lage stark beeinflussen.“
In Sachsen-Anhalt gelten zunächst bis zum 19. April strenge Einschränkungen. Sachsen-Anhalter dürfen nur mit Menschen unterwegs sein, die mit ihnen unter einem Dach leben, oder einer weiteren Person. Verboten ist das Feiern, Picknicken und Grillen auf öffentlichen Plätzen. Wer das missachtet, dem droht ein Bußgeld von 250 Euro pro Person. Untersagt sind auch Tagesausflüge in touristische Regionen wie den Harz.
In Ilsenburg hatte die Polizei bereits am vorigen Wochenende Hunderte Touristen zurückgewiesen. „Es zeigen sich fast alle einsichtig und kehren dann in ihre Heimat zurück“, sagte ein Polizeisprecher.
Seit dem 25. März hat Sachsen-Anhalts Polizei bereits mehr als 32 000 Corona-Kontrollen durchgeführt. Laut Innenministerium wurden unter anderem 3712 Personen in 887 Gruppen angetroffen. Hinzu kamen fast 2800 Fahrzeugkontrollen zur Durchsetzung des Verbots touristischer Reisen nach Sachsen-Anhalt. Mehr als 5500 Bars und Restaurants überprüfte die Polizei gemeinsam mit den Ordnungsämtern. Dazu auch noch etwa 5500 Spielplätze, rund 2700 Sportstätten und mehr als 13 000 Geschäfte, Frisörsalons, Kosmetik- und Nagel-Studios und andere Dienstleistungsunternehmen.
Daraus resultierten in den vergangenen drei Wochen 158 Strafanzeigen. Vor allem im Burgenlandkreis (42), im Harz (41) und im Saalekreis (21). Die Stadt Halle (6) und Magdeburg (8) bewegten sich im Mittelfeld der 14 Landkreise und kreisfreien Städte.
Zugleich sind die Straftaten seit Anfang März deutlich zurückgegangen. Laut Innenministerium wurden vom 9. bis 15. März noch 3609 Anzeigen in den Revieren aufgenommen. Vorige Woche waren es nur noch 2889. Dabei sank die Straßenkriminalität sogar deutlich von 598 auf 364. Diebstähle gingen von 1178 auf 981 Fälle zurück.
Einen auffälligen Anstieg gibt es dagegen im Bereich der Gewalt in engen sozialen Beziehungen. Die Fallzahlen stiegen von 17 auf 28.