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Coronavirus Die Gefahr der „Infodemie“

Vor allem in Zeiten der Corona-Krise sind besonders viele Fakenews im Internet unterwegs. Was man dagegen machen kann.

20.03.2020, 08:17

Magdeburg l „Vorsicht vor Fake News“, twittert Sachsen-Anhalts Innenministerium gestern und warnt – erneut – vor Gerüchten und Unwahrheiten in Chatgruppen und im Internet. Und ist damit nicht allein. Ministerien, egal ob auf Landes- oder Bundesebene, warnen in den vergangenen Tagen immer wieder vor Falschmeldungen. Denn: „Sie schüren Panik und gefährden den sozialen Frieden“, sagt Sachsen-Anhalts Regierungssprecher Matthias Schuppe. Im Land hätte es zuletzt bewusst gestreute Fehlinformationen, zum Beispiel zur Dauer der Schulschließungen, zu Abiturprüfungen oder angeblichen Versorgungsengpässen gegeben.

„Ich appelliere noch einmal eindringlich an Bürgerinnen und Bürger, sich im Netz auf offizielle und verlässliche Quellen, wie die der Kommunen, der Landes- und Bundesbehörden, des Robert-Koch-Instituts oder der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zurückzugreifen", sagt Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne.

Doch die Zahl der Falschmeldungen im Netz steigt. Bereits im Februar erklärte Tedos Adhanom Ghebreyus, Direktor der Weltgesundheitsbehörde, auf der Münchner Sicherheitskonferenz: „Wir kämpfen nicht nur gegen eine Epidemie, sondern auch gegen eine Infodemie.“

Zwei Beispiele: Am vergangenen Wochenende kursierte eine WhatsApp-Nachricht, die ankündigte, dass alle Aldi-Filialen geschlossen würden. Der Discounter reagierte umgehend mit einer Richtigstellung und entlarvte die Falschmeldung. Aus der Abteilung Kuriositätenkabinett stammte die Aktion mehrerer Facebook-Accounts, die verkündet hatten: Rauchen schütze vor einer Ansteckung mit dem Virus. Das ist natürlich Quatsch. Doch auch hier verbreitete sich die Nachricht so schnell, dass die WHO die vor allem in Indonesien kursierende Falschmeldung via Twitter zurückwies.

In Deutschland gibt es kein Verbot, bloße Falschmeldungen zu verbreiten. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius forderte zuletzt im „Spiegel“ Sanktionen gegen die Verbreitung von Fake News zum Coronavirus. Verbote auf das Infektionsschutzgesetz stützen oder das Strafgesetzbuch anpassen, so seine Forderung. Für Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht ist dafür aktuell nicht der richtige Zeitpunkt: „Es ist nicht die Zeit für politische Debatten zur Änderungen oder Verschärfung von Gesetzen. Wir sollten uns nach Überstehen der Krise damit beschäftigen.“ Aktuell gelte es, die gesamte Kraft in die Bewältigung der Lage zu investieren.

Was kann der Einzelne tun, um Falschmeldungen zu vermeiden und zu entlarven:

Eine kursierende WhatsApp-Nachricht über eine Maßnahme in einer Stadt ist nicht verlässlich. Über alle Maßnahmen im Bundesland oder Landkreis informieren die offiziellen Webseiten der Bundes- und Landesbehörden und Seiten der Kommunen. Gleiches gilt für Informationen rund um das Virus und seine Fallzahlen. Das Robert-Koch-Institut sowie auch die WHO informieren dazu täglich auf ihrer Webseite.

Wenn Meldungen bei Facebook oder Youtube zum Virus kursieren, ist es wichtig, diese Botschaft nicht einfach weiterzuleiten, sondern sie einem Check zu unterziehen, eine Quellenkritik muss erfolgen. Man sollte also herausfinden, wer der Urheber der WhatsApp-Nachricht ist, oder prüfen, welcher Account hinter der Facebook-Nachricht steckt. Haben Medien das Thema vielleicht bereits beleuchtet? Gibt es eine Bestätigung für diese Behauptung von offizieller Stelle? Es gibt im Internet viele Web-Angebote, die Fakten-Checks durchführen und Falschmeldungen entlarven. Hier lohnt oft ein Besuch, um schnell festzustellen, dass eine Nachricht falsch ist. Wie zum Beispiel Mimikama, ein Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch.