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Coronavirus Lage in Pflegeheimen spitzt sich zu

Niedersachsen hat wegen der Corona-Pademie einen Aufnahmestopp für alle Pflegeheime verhängt.

Von Michael Bock 31.03.2020, 19:42

Magdeburg/Halle l Im Wolfsburger Hanns-Lilje-Heim sind inzwischen 18 Menschen an den Folgen des Corona-Virus gestorben. In der Einrichtung sind mehr als 150 an Demenz erkrankte Senioren untergebracht. Mindestens 74 der Bewohner infizierten sich nach Auskunft der Diakonie mit dem Virus.

Das Altenheim in der VW-Stadt ist neben dem Seniorenheim St. Nikolaus in Würzburg die bundesweit am stärksten durch die Corona-Krise betroffene Einrichtung für alte Menschen. In Würzburg starben 16 Menschen nach einer Covid-19-Erkrankung.

Niedersachsen hat zu Wochenbeginn die Reißleine gezogen und einen sofortigen Aufnahmestopp für alle Alten- und Pflegeheime verhängt. Das sei zur Sicherheit der besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen unumgänglich, sagte Landessozialministerin Carola Reimann (SPD). Eine strikte Abschottung besonders gefährdeter Bevölkerungsgruppen sei das „einzige Mittel, das wir derzeit gegen das Corona-Virus haben“.

Sachsen-Anhalt schlägt einen anderen Weg ein. Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) sagte am Dienstag, im Land werde es „keinen generellen Aufnahmestopp“ geben. Es würden jedoch Vorsichtsmaßnahmen getroffen.

Voraussetzung für die Aufnahme eines Menschen aus dem Krankenhaus in ein Pflegeheim sei beispielsweise, dass es kein Anzeichen einer Atemwegs- und Infektionskrankheit gebe. Der Betroffene dürfe sich zudem nicht in den zurückliegenden 14 Tagen im Ausland aufgehalten haben; er dürfe in diesem Zeitraum auch keinen direkten Kontakt mit einem Corona-Infizierten gehabt haben.

Die Ministerin empfiehlt den Pflegeheimen außerdem, Neu-Bewohner nach Möglichkeit für maximal 14 Tage in einem isolierten Einzelzimmer unter Quarantäne zu stellen.

In Sachsen-Anhalt gibt es mehr als 400 Alten- und Pflegeheime. Deutschlandweit liegt die Zahl bei etwa 11 500.

In einem Pflegeheim in Jessen (Landkreis Wittenberg) sind die Corona-Erkrankungen weiter gestiegen – bei den Bewohnern von elf auf 19 und bei den Mitarbeitern von sieben auf zehn.

Auch in Halle spitzt sich die Lage zu. Im Altenpflegeheim „Johannes Jänicke-Haus“ haben sich nach aktuellem Stand wurden 22 Bewohner und neun Mitarbeiter mit dem Corona-Virus angesteckt. Der Gesundheitszustand eines Bewohners hat sich zwischenzeitlich so verschlechtert, so dass im Krankenhaus behandelt werden müsse, sagte gestern Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand. Es lägen aber noch nicht alle der 252 Test-Ergebnisse (152 Bewohner/100 Mitarbeiter) vor.

Auch in der Einrichtung „Haus am Theater“ sei eine Pflegerin Corona-positiv getestet worden. Die Einrichtung wurde unter Quarantäne gestellt. „Mit der Infektion von Bewohnern in Alten- und Pflegeheimen hat sich die Lage in Halle deutlich verschärft, sagte Wiegand. Der Katastrophenschutzstab verfolge eine konsequente Linie: Werden in einem Heim Anzeichen für Symptome festgestellt, werden alle Bewohner und Mitarbeiter getestet. Die Heime kommen unter Quarantäne.

In vielen Familien gebt es inzwischen Planungen, Familienangehörige für einige Zeit aus der Pflegeeinrichtung heraus in private häusliche Pflege zu nehmen“, sagte Wiegand. Die Stadt werde versuchen, durch private Pflegedienste unterstützend zur Seite zu stehen.

Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) betonte am Dienstag, die Stadt lege ein besonderes Augenmerk auf die 34 Pflegeheime mit ihren knapp 3300 Plätzen. Dort habe sich bislang noch kein Bewohner und kein Mitarbeiter mit dem Corona-Virus infiziert. Die Stadt habe rund 14 000 Schutzmasken an die Altenpflegeheime verteilt, damit die Pfleger geschützt seien. Das Besuchsverbot bleibe bestehen.