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Sonntag lief der erste Polizeiruf aus Magdeburg im Fernsehen / Jeder vierte Zuschauer verfolgte den Film / Kritik an Themenwahl "Das Nazi-Thema wirft ein schlechtes Licht auf Magdeburg"

15.10.2013, 01:09

Magdeburg (el) l Der erste Magdeburger Polizeiruf 110 erreichte mit einem Marktanteil von 24,7 Prozent die Spitzenquote am Sonntagabend. 8,59 Millionen Zuschauer saßen vor dem Fernseher und verfolgten, wie Claudia Michelsen als Kommissarin Doreen Brasch und Sylvester Groth als Jochen Drexler in der Landeshauptstadt ermittelten. Im Mittelpunkt: Ein toter Afrikaner, glatzköpfige Neonazis und eine Hauptkommissarin, die sich nicht an Gesetze hält.

Nicht nur Volksstimme-Leserin Renate Flath hat ein Problem mit der Premiere Magdeburgs als Fernsehkrimi-Stadt. "Ich war enttäuscht", sagte die Magdeburgerin. Der Film würde dem Image der Stadt nicht gut tun. "Warum hat man nicht wenigstens für den Auftakt schönere Drehorte gewählt?" In Magdeburg gebe es nämlich nicht nur Industriebrachen. Was die Kommissarin angeht, habe die einfach zuviel Aktionismus gezeigt.

Genau das empfand auch Heike Etzold am Sonntagabend: "Ich lehne eine Kommissarin ab, die ständig gegen die Rechtsordnung verstößt." Der Polizeiruf brauche keinen neuen Schimanski als Ermittler. "Da hilft auch die Lederjacke nichts." Auch Antje Wrege hätte sich mal wieder ein ruhiges und besonnenes Team gewünscht: "Denn ich glaube, so ist die Mehrheit unserer Kripoleute." Evelyn Thiele stellte den Polizeiruf nach 45 Minuten ab. "Der Ton war schlecht und das man gerade für Magdeburg so ein Ermittlerteam ausgesucht hat, ist schade." Eigentlich hatte sie sich auf den Magdeburg-Krimi gefreut.

Genau wie Hans-Georg Thiele. Der Taxifahrer aus Wellen kennt die Stadt wie seine Westentasche und war über den Ablauf der Handlung erschrocken. "Es ging alles viel zu schnell, es war kaum ein Zusammenhang zu erkennen, und ich konnte nur schwer folgen." Besonders die Verfolgungsjagten durch Magdeburg seien völlig realitätsfern gewesen. Die Schauspieler hätten in kürzester Zeit Entfernungen zurückgelegt, die nicht möglich sind.

"Für den Ruf der Stadt wird der Film nicht gut gewesen sein", sagte Ruth Müller. Sie hat sich als Magdeburgerin besonders auf die Bilder von der Stadt konzentriert. "Magdeburg hat so schöne Seiten, davon hätte man ruhig mehr zeigen können." Das habe sich auch Lutz Ebeling aus Klein Ilsede gewünscht. "Schade ist, dass gleich in dem ersten Teil wieder ein Klischee bedient wird, das die Stadt in eine rechte Ecke stellt."

Mit dieser Kritik steht er nicht allein da. Antje Preuß aus Domersleben: "Schlimm, dass Magdeburg als rechtsradikal dargestellt wurde." Das erfülle wieder das typische Klischee vom Osten, wo es nur Rechte geben soll.

Gudrun Gericke aus Gardelegen lobte die schauspielerische Leistung in dem Sonntagskrimi. Inhaltlich fehlte es der Volksstimme-Leserin an der Nähe zur Realität: "Das war ein Märchen für Erwachsene." Genauso sieht es auch Wolfgang Tonn. Die Handlung sei wirklichkeitsfremd gewesen und habe alle Vorurteile erfüllt. "Am schlimmsten war, als die Nazis gesungen haben, wir sind rechts, wir sind Magdeburg."

Im Internet hagelte es positive Kritik zum neuen Polizeiruf

Nicht nur Daggi Mewes konnte dem neuen Ermittlerteam auch Positives abgewinnen. Auf der Facebook-Seite der Volksstimme schreibt sie: "Es war einfach nur spannend und super." Martin Müller fand den Polizeiruf erfrischend und angenehm. Sandra Dörnitz kann die Kritik, dass man hätte schönere Seiten der Stadt zeigen sollen, nicht verstehen: "Das ist ein Krimi und kein Heimatfilm."

Hubert Jirka schreibt: "Die beiden Kommissare waren gut, das war es aber auch schon." Jörg Pribbernow und Tina Nalesny hoffen, dass die nächste Folge besser wird. "Ich fand ihn klasse", hält Marina Elliger dagegen.