Wetmeisterschaften in Sachsen-Anhalt Das Tanzfieber steigt
Im Oktober werden in Magdeburg Weltmeister in den Sparten Breaking, Popping und Inklusion sowie Weltcupsieger im Hip-Hop gekürt. Für das Heimspiel wird fleißig trainiert.
Magdeburg. - Jedes Mal, wenn sie die breit geschwungene Treppe hinauf zur Movemant Dance Academy hinaufgehen, fällt der Blick der Magdeburger Hip-Hopperinnen und Breakdancer auf das große Werbeposter an der Eingangstür. So haben die jungen Tänzer quasi immer vor Augen, wofür sie sich derzeit im Training die Seele aus dem Leib tanzen: Ziel ist das Urban Dance Festival in Magdeburg vom 1. bis 6. Oktober. In dessen Rahmen werden in der Messehalle der Stadt Weltmeistertitel in den Sparten Breaking, Popping und Inklusion vergeben sowie Weltcupsieger im Hip-Hop gekürt. Deswegen sind neben den Magdeburgern auch Jungs und Mädchen aus Schönebeck und Halle bereits im Tanzfieber.
Training ist ein Selbstläufer
Für Daniel Diedrich ist das WM-Heimspiel ein Segen, sagt er. Mehr Motivation, als daran teilnehmen zu wollen, brauche es nicht. Das Training seiner beiden Master-class-Formationen (Erwachsene und Junioren) ist ein Selbstläufer, berichtet der leidenschaftliche Hip-Hop-Tänzer, der seit sieben Jahren in Magdeburg als Tanzlehrer arbeitet. „Als meine Mädchen gehört haben, dass es im Oktober ein großes Tanzfestival in Magdeburg geben wird und unterm Dach der Internationalen Dance Organisation diesmal auch ein Worldcup im Hip-Hop ausgetragen wird, waren sie sofort Feuer und Flamme: Da wollen natürlich alle dabei sein.“
Luisa Woebke, die gerade ein anderthalbstündiges Training in den Beinen hat, nickt zustimmend. „Ich glaube, da spreche ich für alle Mädels: eine Heim-WM ist etwas ganz Besonderes. Tanzen ist unser Leben, unsere Leidenschaft. Wir brennen dafür und wollen zeigen, dass Hip-Hop mit Leistungssport vergleichbar ist. Und dass Tanzen auf dem Niveau kein Kaffeekränzchen ist“, erklärt die 20-Jährige mit einem breiten Lächeln und wischt sich den Schweiß von der Stirn. „Wir wollen nicht nur der Familie und den Freunden vor Ort zeigen, was wir inzwischen drauf haben, sondern uns auch mit den Besten der Besten messen“, betont die Magdeburgerin den Leistungsgedanken.
Wie alle Mädchen wurde auch sie von Trainer Daniel Diedrich gecastet. Für die Masterclass der Erwachsenen ausgewählt worden zu sein, komme einem Ritterschlag gleich. „Das Niveau ist schon ziemlich hoch“, gibt der Coach zu. „Und die Mädels müssen auch menschlich zueinander passen.“ Zickenkrieg könne er nicht gebrauchen, betont der 28-Jährige, der den kommerziellen Hip-Hop bevorzugt – das sogenannte Videoclip-Dancing.
Die Choreografie hat er gemeinsam mit den Tänzerinnen erarbeitet. Seit einem Dreivierteljahr wird an der Drei-Minuten-Performance gefeilt. Einen ersten Testlauf gab es vergangenes Wochenende beim Wettkampf in Hameln (European-Masters-of-Dance). „Auch wenn vor allem die Juniorinnen mit Platz vier sehr gut abgeschnitten haben und ich megastolz auf beide Teams war, da ist noch viel Luft nach oben“, deutet der Coach an, dass in den nächsten Wochen beim Training noch eine Schippe draufgepackt werden muss.
Breakdancer mit „Rucksack“
Während die Hip-Hopperinnen bei ihrer Meisterschafts-Premiere vor heimischem Publikum „eigentlich nichts zu verlieren haben“, wie Luisa sagt, tragen die Breakdancer Lasse und Ian auf dem Weg zur WM einen großen Rucksack mit sich herum:. Immerhin haben sie mit ihrer Crew vor zwei Jahren in der Getec-Arena den EM-Titel bei den Junioren abgeräumt. Den guten Ruf der Kaderschmiede der Da Rookies gilt es zu verteidigen.
Doch die Bürde wiegt schwer, denn es hat sich inzwischen einiges getan. „Wie das Leben so spielt, die Truppe ist aus den unterschiedlichsten Gründen auseinandergefallen, und wir nur noch zu zweit unterwegs“, berichtet Ian. So wurde mit Trainer Nils Klebe entschieden, dass man beim WM-Heimspiel in den Kategorien Solo und Duo an den Start geht. Erschwerend kommt: Junioren war gestern. Ian: „Ich bin Baujahr 2007 – das heißt, ich muss erstmals bei den Erwachsenen starten. Das gilt leider auch fürs Duo mit Lasse, der erst 16 ist.“ Für Newcomer hängen die Trauben bei den „Großen“ naturgemäß hoch. „Erfahrung spielt eine große Rolle. Die Chancen, etwas zu reißen, sind also eher gering. Aber egal, wir werden unser Bestes geben.
Im Training gibt der 17-Jährige richtig Gas, bestätigt Coach Klebe. Dreimal in der Woche trainiert sein Schützling. Alle drei Wochen zieht es die Youngsters zudem nach Berlin, wo sie in der Flying Steps Academy Extra-Einheiten schrubben. Das geht dann auf die eigene Kappe. Ian: „Klar, der Aufwand ist groß, aber was tut man nicht alles für den Erfolg. Eine WM vor der eigenen Haustür ist echt cool. So eine Chance bekommt man vielleicht nie wieder.“