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Weltall Der echte Marsflug steht noch in den Sternen

Von Uwe Seidenfaden 19.08.2015, 19:31

Magdeburg l Der Mars wird wohl noch einige Jahrzehnte auf den Besuch von Menschen warten müssen. Zwar halten Raumfahrtexperten wie Johann-Dietrich Wörner, Chef der Europäischen Weltraumorgansation ESA, es für möglich, bis zum Jahr 2050 die ersten Erdenbürger auf den Nachbarplaneten zu schicken. Derzeit jedoch ist kein Staat bereit und willens, in dieses Abenteuer viel Geld zu investieren. Die Raumfahrtagenturen in Ost und West können bereits froh sein, wenn die Finanzierung der Forschung auf der internationalen Raumstation bis 2020 gesichert werden kann. Vor einem halben Jahrhundert war das anders. Amerikaner und Russen arbeiteten an Raketen mit atomarem Antrieb, die Raumfahrer in drei Monaten zum Mars bringen sollten. In der UdSSR meldeten sich Dutzende Offiziere, die bereit waren, ihr Leben für einen ersten Schritt auf dem roten Planeten zu geben. Der Traum scheiterte an unüberwindbaren technischen Hürden.

Im Sommer 1989 griff der damalige US-Präsident George Bush die Idee noch einmal auf. Bis 2019, dem 50. Jahrestag der Apollo-11-Mondlandung, sollte die amerikanische Flagge auf dem Mars wehen. Den errechneten Kosten von über 400 Milliarden US-Dollar wollte der US-Kongress jedoch nicht zustimmen. Seither arbeiten Forscher in Labors auf der Erde an Strategien und Technologien zur Reduzierung der interplanetaren Reisekosten.

Stiftung scheiterte mit Flugplänen
Dazu zählen Tests in mars-ähnlichen Landschaften wie der kanadischen Arktis, einer Halbwüste in den USA und auf dem Vulkanarchipel Hawaii. Die längsten Erfahrungen mit einem simulierten Raumflug wurden 2010 bis 2011 in Russland gesammelt. 520 Tage - so lang wie ein Marsflug - verbrachten sechs Wissenschaftler in einem 550 Kubikmeter großen Container-Komplex am Rand Moskaus. Während des Aufenthalts kam es zu teils gewaltsamen Auseinandersetzungen unter den Teilnehmern.

Derzeit hat keine staatliche Raumfahrtorganisation konkrete Pläne für einen bemannten Marsflug. Umso mehr erregte 2013 die Meldung einer niederländischen Stiftung für Aufmerksamkeit. Sie sollte bis 2023 die ersten Siedler auf Mars bringen. Unter den über 200 000 Bewerbern war der gebürtige Magdeburger Stephan Günther. Er kam nicht in die letzte Auswahl. Als Problem erwies sich die Projektfinanzierung durch den Verkauf von Medienrechten, Sponsoring, Spenden und Merchandising. Im Februar 2015 zog sich die TV-Produktionsfirma Endemol vom Projekt zurück. Eine unabhängige Studie kam zum Schluss, dass die Marssiedler nach spätestens zwei Monaten an Luftvergiftung in ihren Containern sterben würden. Die von der Erde mitgebrachten Pflanzen wären nicht in der Lage, auf Dauer die Neubürger auf dem roten Planeten mit ausreichend Atemluft zu versorgen. Der Zeitpunkt des Marsfluges steht im wahrsten Sinne des Wortes in den Sternen.