Bürgerbeteiligung am Straßenverkehr Dessauer Polizei blitzt jetzt auf Bestellung
Magdeburg/Dessau-Roßlau. Ab sofort können die Einwohner Dessau-Roßlaus bei der Polizei Blitzer bestellen. Das Revier verspricht sich von dem Pilotprojekt weniger Unfälle durch Raser und mehr Akzeptanz für Geschwindigkeitsmessungen.
In Dessau-Roßlau ist in dieser Woche ein landesweit einmaliges Pilotprojekt zur Verbesserung der Verkehrssicherheit gestartet. Ab sofort können die Einwohner dem Revierper E-Mail mitteilen, wo und zu welchen Uhrzeiten ihnen Temposünder auffallen. Die Polizei nimmt dort dann zusätzliche Geschwindigkeitsmessungen mit Blitzern vor. Zu schnelles Fahren ist die häufigste Ursache für Verkehrsunfälle. "2012 gab es in Dessau-Roßlau 365 durch erhöhte Geschwindigkeit verursachteUnfälle - im Vergleich zum Vorjahr sind das mehr als doppelt so viele", erklärte Jörg Schwabe, Chef des Polizeireviers Dessau-Roßlau.
Vom neuen Projekt erhofft er sich weniger Unfälle. "Positive Nebeneffekte könnten eine gesteigerte Akzeptanz polizeilicher Geschwindigkeitsmessungen und eine Verbesserung der Wohnsituation sein", sagte er. Zunächst läuft das Projekt bis Ende Oktober, dann werde man ein erstes Fazit ziehen können.
Die Idee für die Bürgerbeteiligung stammt aus Nordrhein-Westfalen. Dort hatte die Polizei im Sommer Jahres einen landesweiten 24-stündigen "Blitz-Marathon" veranstaltet. Beamte aus Dortmund hatten vorgeschlagen, dafür auch Hinweise aus der Bevölkerung zu sammeln. Und tatsächlich: Die Bürger meldeten zahlreiche Raser-Stellen. "In Dortmund haben wir im Blitz-Marathon 115 Anlagen an Orten aufgestellt, die Anwohner vorgeschlagen hatten", berichtete Manfred Radecke, Dortmunder Polizeisprecher. Für ihn war die Aktion ein voller Erfolg.
In Dessau-Roßlau standen Blitzer bisher in Tempo-30-Zonen, beispielsweise vor Kindergärten und Schulen. Außerdem an Unfallschwerpunkten. Diese Orte für Geschwindigkeitsmessungen sollen nun durch die Anregungen der Bürger ergänzt werden.
Falls die Initiative der Dessau-Roßlauer Polizei sich bewährt, könne man durchaus darüber nachdenken, sie auf ganz Sachsen-Anhalt auszuweiten, sagteAnke Reppin, Sprecherin des Innenministeriums. Bisher sei nichts entschieden, erst mal müsse man dem Projekt etwas Zeit geben. "Es ist definitiv eine gute Idee", findet Reppin. Sie weist darauf hin, dass sich Bürger außerhalb Dessau-Roßlaus jederzeit an ihr örtliches Polizeirevier wenden könnten, wenn ihnen Stellen auffallen, an denen viel gerast wird.
Die Polizei in Dessau-Roßlau nimmt Raser-Hinweise unter blitzer.prev-dessau-rosslau@ polizei.sachsen-anhalt.de entgegen.