Zerbst l Zum Beispiel Johann Friedrich Fasch (1688-1758). Als sich Musikwissenschaftler in diesem Frühjahr in Zerbst zur internationalen Konferenz trafen, konnte Brian Clark einen Hinweis auf ein die Forschung lange beschäftigendes Thema geben. Auf die Frage: Wo wohnte der Hofkapellmeister in Zerbst? Brian Clark war im Archiv des Geistlichen Stifts zu St. Bartholomäi Zerbst darauf gestoßen. Barbara Reul recherchierte weiter, so im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Abteilung Dessau. Dort gibt es, um bei Fasch zu bleiben, unter anderem auch originale Notenhandschriften, während die historische Francisceumsbibliothek Zerbst originale Textdrucke des Musikers aufweisen kann.
Archive und Bibliotheken sind eine Quelle der Anhalt-Forschung. Im "Anhaltinen-Bestand" der Francisceumsbibliothek zum Beispiel gibt es von Leichenpredigten und "Gelegenheitsschriften" aus dem 16. bis 18. Jahrhundert bis zu pädagogischen Melanchthon-Schriften aus dem 16. Jahrhundert vieles Wertvolle. Eines der ältesten, das bedeutsamste und derzeit auch sehr gefragte Werk stammt von Georg III. von Anhalt-Dessau aus dem Jahr 1555.
"Das unabdingbare Nachschlagewerk für alle, die sich mit Anhalt beschäftigen, ist Reinhold Spechts ,Bibliographie zur Geschichte Anhalts\'", erklärt der Zerbster Museumsdirektor Heinz-Jürgen Friedrich. Erschienen 1930, mit Nachtrag und Ergänzung 1935 bzw. 1936, weist es alle wesentlichen Quellen und Handschriften auf. Specht hat es gegliedert, geht auf Wappen- und Siegelkunde, Volks- und Landeskunde ein, Landschaft, Vorgeschichte, die Urkundensammlung "Codex diplomaticus Anhaltinus", Musik ....
"Viele der Werke sind bei uns im Bestand, weil Specht, das meiste hatte, was er beschrieb. Das konnten wir übernehmen", so der Museumsdirektor.
Gleichsam bedeutsam für die Quellen- und Wissenssuche zu Anhalt ist Hermann Wäschkes 1913 erschienene dreibändige "Geschichte des Landes Anhalt". Ein Standardwerk ist ebenso Emil Weyhes "Landeskunde des Herzogtums Anhalt". Die zwei Bände sind 1907 erschienen. Weyhe bietet viel Statistisches, geht zum Beispiel sehr detailliert auf sämtliche Ortschaften ein. Er beschreibt neben anderem dabei nicht nur die Bevölkerungsentwicklung, sondern auch die des Bestandes an Haustieren jeglicher Art.
Als wichtiges Werk nennt Heinz-Jürgen Friedrich auch die "Bibliographie zur Kunstgeschichte Sachsen-Anhalts" der Dessauer Kunstwissenschaftlerin Sybille Harksen aus dem Jahr 1966.
Johann Christoph Beckmanns "Historie des Fürstenthums Anhalts" aus dem Jahr 1710 arbeitet die Entwicklung der Region aus der Sicht seiner Zeit auf.
Und heute? Der Dessauer Günter Ziegler hat Reinhold Spechts Bibliographie bis in die 1990er Jahre weitergeführt. Der 1990 wieder gegründete Verein für Anhaltische Landeskunde schreibt mit seinen "Mitteilungen" Anhalt-Geschichte fort. Und auch der "Zerbster Heimatkalender" ("Zerb- ster Schriften") ist auf seine Art eine Anhalt-Quelle. Jahrgang 52 für 2012 wird eine Festschrift zum Anhalt-Jubiläum. Und enthält im Übrigen auch mehr Informationen zu Faschs Wohnadresse.
Die Serie ist komplett im Internet nachlesbar, auch die Rätselbeteiligung dort möglich: www.volksstimme.de/anhalt.