Erleichterungen im Überblick Drittes Entlastungspaket kommt: So viel Geld erhalten Familien und Singles in Sachsen-Anhalt wirklich
Die Bundesregierung will wegen steigender Preise die Bürger mit einem milliardenschweren dritten Entlastungspaket unterstützen. Doch wer bekommt wie viel? Was ein Experte sagt.

Halle (Saale) - Aufgrund der stark gestiegenen Preise vor allem bei Energie will die Bundesregierung die Bürger mit 65 Milliarden Euro entlasten. Im dritten Paket sind 20 Einzelmaßnahmen aufgeführt. Die Summe klingt zunächst hoch. Doch wie hoch ist die Entlastung der einzelnen Bürger in Sachsen-Anhalt wirklich?
„Nicht für alle Punkte lässt sich der Effekt genau beziffern, dafür ist einiges noch zu vage formuliert“, sagt Wirtschaftsforscher Martin Beznoska vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Das IW hat jedoch in einer ersten Einschätzung zusammengetragen, mit welchen Hilfen die Haushalte rechnen können. Die Bilanz ist eher ernüchternd.

„Die Belastung der Bürger durch die stark gestiegenen Preise wird nur teilweise kompensiert“, sagt Beznoska. Eine Familie mit 50.000 Euro Bruttojahreseinkommen werde im kommenden Jahr um mindestens 1.110 Euro entlastet, ein Single mit dem gleichen Einkommen um mindestens 566 Euro. Das heißt, die Erleichterung liegt bei zwei beziehungsweise einem Prozent des Bruttoeinkommens.
3. Entlastungspaket: Erhöhung des Kindergeldes
Ein wesentlicher Pfeiler ist laut IW-Forscher die „längst überfällige Korrektur der kalten Progression“. Der Begriff der kalten Progression bezeichnet eine Art schleichende Steuererhöhung, wenn eine Gehaltserhöhung komplett durch die Inflation aufgefressen wird, aber dennoch zu einer höheren Besteuerung führt. Ergebnis: Obwohl das Gehalt gestiegen ist, hat man real weniger Geld in der Tasche.
Familien profitieren mit mehreren hundert Euro pro Jahr von der Erhöhung des Kindergeldes. Entlastung bringt auch die geplante Strompreisbremse. Offiziell gibt es noch keine Informationen über deren genaue Ausgestaltung. Nach einer Beispielrechnung von Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) könnte der Basisverbrauch bei 75 Prozent des Durchschnittsverbrauchs des Vorjahres liegen. Der Strompreisdeckel für diese Menge könnte laut der Rechnung bei 30 Cent je Kilowattstunde liegen. Das IW hat hochgerechnet: Eine Familie mit zwei Kindern würde dadurch etwa 300 Euro im Jahr sparen.
Nicht in der Rechnung der Forscher aufgeführt ist das geplante Billigticket für den Nahverkehr, für das ein Preis von 49 oder 69 Euro im Gespräch ist. Es soll der Nachfolger des Neun-Euro-Tickets sein, das von Juni bis Ende August ausgegeben wurde. Beznoska schätzt die monatliche Einsparung für Pendler im städtischen Bereich auf 30 bis 60 Euro im Monat. Richtig sparen können Pendler, die täglich weite Strecken zurücklegen. Sie zahlen bisher monatlich 200 Euro und mehr für ihr Nahverkehrsabo.
Hilfe durch das 3. Entlastungspaket: Soziale Absicherung ist gut
Zudem können Unternehmen ihren Beschäftigten einmalig eine Lohnzahlung von bis zu 3.000 Euro steuer- und abgabenfrei auszahlen. Im Falle des Maximalwerts bedeutet dies für einen durchschnittlich verdienenden Arbeitnehmer eine Entlastung bei Steuern und Sozialabgaben um rund 1.500 Euro. Ob viele Unternehmen in Ostdeutschland aber diesen Energiebonus zahlen, ist angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Lage unklar.
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Vergleichsweise gut abgesichert sind Menschen, die Sozialleistungen beziehen. Bei Hartz-IV-Empfängern übernimmt das Jobcenter weiter alle Kosten für die Heizung – unabhängig von der Höhe. Für Wohngeldempfänger, beispielsweise Bürger mit einer niedrigen Rente oder einem niedrigen Einkommen, wird zusätzlich ein Heizkostenzuschuss für den Zeitraum September bis Dezember gewährt: Ein Single erhält 415 Euro, ein Paar 540 Euro und eine Familie mit zwei Kindern 740 Euro.
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Auch ein Gaspreisdeckel ist in dem Entlastungspaket vorgesehen, dessen Ausgestaltung aber noch vollkommen offen ist. Viele Hausbesitzer und Mieter mit Erdgasheizung müssen ab Herbst mehrere hundert Euro monatlich mehr zahlen. Von der Mehrwertsteuersenkung auf Gas ab Oktober profitieren die Haushalte mit einer Gasheizung je nach Verbrauch – gleichzeitig fällt bei ihnen allerdings auch die Gas-Umlage an. Steuersenkung und Umlage gleichen sich in etwa aus.