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Jens Weber arbeitet mit der ganzen Familie unermüdlich, um zu helfen, wo er kann Ein Hecklinger hilft den Flutopfern in Breitenhagen wieder auf die Beine

27.06.2013, 01:14

Hecklingen l Knapp 40 Kilometer sind es von Hecklingen nach Breitenhagen. Im einen Ort sitzen die Menschen auf dem Trockenen, konnten die schönen Sommertage der letzten Wochen genießen. Im anderen Ort mussten alle Menschen in Sicherheit gebracht werden. Hier ist der Deich gebrochen und hat Breitenhagen komplett unter Wasser gesetzt. Das Problem: In Hecklingen haben die Menschen nur wenig von der Tragödie in Breitenhagen gehört. Wie gut, dass es das soziale Netzwerk Facebook gibt. Ein ehemaliger Breitenhagener bat hier um Hilfe und Jens Weber, der diese Zeilen las, dachte sich: Da muss man was tun.

Er fuhr in die Notunterkunft für die Evakuierten nach Zuchau. Was er dort sah, berührte sein Herz. "Die Menschen dort fühlten sich vergessen. Von der Stadt Barby kam keine Hilfe und in den Medien war auch nicht viel", sagt Weber. Er erfuhr, dass in der Stadt Notstromaggregate einer Firma aus Hamburg gelagert wurden. Diese wurden von Barby aber anscheinend nicht genutzt. Jens Weber organisierte den Transport.

Als nächstes wurde die Gruppe "Delmenhorst hilft" auf die Breitenhagener aufmerksam. Mit einem 40-Tonner rückte der Organisator Thomas Glander nach Breitenhagen aus. "Der Lkw war voll bis oben hin, da war wirklich alles drin", sagt Weber rückblickend auf die Aktion. Schnell stellte er den Kontakt zur Gemeinde Giersleben her, die eine große Reithalle als Lager anbot.

"Inzwischen ist das ein absoluter Selbstläufer, bei uns zuhause kommen ständig Pakete an", so Weber. Das Finanzamt in Staßfurt hätte sich bei ihm gemeldet, nicht weil er Steuern nachzahlen muss, sondern weil die Beschäftigten dort für Breitenhagen spenden möchten. Von der Firma Fit kamen vier Paletten voll mit Putzmittel. "Unser Kontaktmann in Breitenhagen, Eckhard Stolpe, erzählt uns immer, was noch gebraucht wird", sagt Weber. In der Notunterkunft in Zuchau ist ihm vor allem eines aufgefallen: "Am Anfang haben die Menschen dort erst gar nicht verstanden, dass sie überhaupt Hilfe brauchen."

Inzwischen hat er sich auch vor Ort ein Bild der Lage machen können. "Das sind die schlimmsten Albträume, die man haben kann und die noch mal zehn", sagt er gerührt. Es würden immer mal wieder Tränen rollen, auch bei ihm selbst. Alles sei voll Mücken und Schimmel. "Und die Breitenhagener sind so bescheiden. Wenn wir ihnen was geben wollen, dann heißt es erst immer: Gib das doch meinem Nachbarn." Dieser tolle Zusammenhalt bringt ihn dazu, einfach weiterzumachen. Zur Zeit funktioniert man nur noch und die Dankbarkeit hilft weiter, so Weber. Der Schlaf kommt zur Zeit zu kurz und nebenbei arbeitet der selbstständige Bauunternehmer auch noch. Er selbst bekommt Hilfe von der ganzen Familie. Auch Freunde und Nachbarn helfen, wo sie können.

"Ich hoffe, dass in zwei Monaten alles wieder seinen geregelten Gang nimmt", so Weber zukunftsgerichtet. Bis dahin wird er weiter Notunterkünfte ausstatten, Mückenschutz organisieren, Keller auspumpen und einfach für die Breitenhagener da sein.