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Kostbarkeiten der Otto-Ausstellung Eine Staurothek als persönlicher Heilsgarant

10.11.2012, 01:14

Bis zum 9. Dezember ist im Kulturhistorischen Museum Magdeburg die Landesausstellung "Otto der Große und das Römische Reich - Kaisertum von der Antike zum Mittelalter" zu sehen. Die Volksstimme stellt Kostbarkeiten dieser Schau in einer Serie vor. Heute: Das Reliquienkästchen aus Monopoli.

Von Ulrike Theisen

Magdeburg l Das nur 12 mal 9,4 Zentimeter große Reliquiar besteht aus vergoldetem Silber und birgt in einer kleinen Lade in Kreuzform angeordnete Splitter des sogenannten Wahren Kreuzes Christi. Der Überlieferung nach wurde das Kreuz im frühen 4. Jahrhundert durch die Kaiserin Helena, Mutter Kaiser Konstantins des Großen, in Jerusalem wiederentdeckt. Der Verbleib des Kreuzes war der Kaiserin, die als große Fürsprecherin des Christentums angesehen wird, in einem Traum offenbart. Seither gilt das Kreuz als das bedeutendste Zeugnis der Passion Christi. Entsprechend dieser außergewöhnlichen Bedeutung genossen Reliquienbehälter mit Partikeln des Wahren Kreuzes, sogenannte Staurotheken, höchste Anerkennung und Verehrung.

Die Staurothek aus Monopoli entstand Ende des 10. bis Anfang des 11. Jahrhunderts, wahrscheinlich in Byzanz. Sie weist die Form eines Klappaltars, eines Triptychons auf. Im geschlossenen Zustand sind die Flügelaußenseiten mit perl- und edelsteinbesetzten Ornamentbordüren und die Rückseite mit einem Lebensbaum geschmückt. Den inneren Deckel sowie die Flügelinnenseiten zieren figürliche Darstellungen, die in Email eingelegt sind. Die Mittelplatte zeigt die Kreuzigung Christi. Unter dem Kreuz stehen links die Gottesmutter Marie und rechts Johannes der Evangelist. Beide Figuren sind mit griechischen Inschriften bezeichnet. Auf den Flügelinnenseiten sind die ebenfalls durch Inschriften benannten Apostel Paulus und Petrus dargestellt.

Die Reste eines Scharniers auf der Oberseite des Reliquiengehäuses legen nahe, dass die Staurothek von ihrem Besitzer als Übel abwehrendes Medaillon an einer Kette um den Hals getragen wurde und so als persönlicher Heilsgarant wirkte.

Die kleine Staurothek ist trotz ihres Alters von 1000 Jahren außergewöhnlich gut erhalten und gilt zu Recht als beeindruckendes Zeugnis der byzantinischen Goldschmiede- und Emailkunst. Wie sie ihren Weg in das süditalienische Monopoli fand, ist bis heute leider unbekannt.