Ursachensuche läuft Explosion am Marktplatz in Halle mit drei Verletzten - Ermittler haben neuen Verdacht
Bei einer Explosion in einem Gebäude am Marktplatz von Halle sind am Dienstagabend drei Menschen verletzt worden. Zuerst wurde ein Gasleck vermutet, das schließen die Ermittler inzwischen aus und haben einen anderen Verdacht.

Halle (Saale)/MZ - Bei einer heftigen Detonation im halleschen Marktschlösschen sind am Dienstagabend drei Menschen verletzt worden, darunter zwei Kinder. Wie die Polizei bestätigte, gab es um kurz vor 18 Uhr eine schwere Explosion im Bereich der öffentlichen Toiletten hinter dem Stadtmarketingshop.
Die genaue Ursache ist zwar noch unklar, die Polizei geht aber von einem tragischen Unfall aus. Hinweise auf eine mögliche Gashavarie, die MZ-Informationen zufolge kurz nach dem Unglück für wahrscheinlich gehalten wurde, ergaben sich nicht.
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Die Polizei teilte am Mittwochvormittag mit, am Ort der Exposion seien zwei Deo-Sprayflaschen gefunden worden. Es bestehe der Verdacht, dass diese mit dem Umglück in Verbindung stehen.
Explosion in Halle: Verletzte nach Detonation am Marktschlösschen
Augenzeugen berichten, wie kurz nach der Explosion Menschen aus dem Stadtschlösschen heraus gerannt sind. Stadtmarketing-Chef Mark Lange, der sein Büro in dem roten Gebäude hat, sagt auf MZ-Anfrage: „Es gab eine große Explosion. Mehr wissen wir noch nicht.“ Seine Gedanken seien jetzt bei den Verletzten.

Laut Polizeisprecher Michael Ripke handelt es sich bei den Verletzten um ein 12- und ein 13-jähriges Mädchen, die beide mit schweren Brandverletzungen ins Krankenhaus gekommen sind. Weitere Angaben über ihren Zustand gab es am Dienstagabend nicht. Außerdem ist eine 51-jährige Frau verletzt worden, auch sie kam zur Behandlung in eine Klinik. Gerüchte über eine vierte verletzte Person konnte die Polizei nicht bestätigen.
Schäden nach Explosion am Marktschlösschen Halle
Wie Zeugen beschreiben, ist der Toilettenbereich im Marktschlösschen schwer beschädigt. Mutmaßlich durch den Druck der Explosion ist die Außenwand in dem Bereich um einige Zentimeter verschoben worden. Auch das Dach über den WCs im Innenhof des Marktschlösschens hat sich verschoben.
Wie groß die Schäden an dem denkmalgeschützten Gebäude insgesamt sind, ist noch unklar. Nach MZ-Informationen soll das ganze Haus so bald wie möglich von einem Statiker untersucht werden. Mitarbeiter der Stadtwerke waren bereits kurz nach dem Unglück vor Ort. Das Haus konnte jedoch am späten Dienstagabend wieder betreten werden.

Noch am Dienstagabend wurden Spezialeinheiten der Polizei aus Magdeburg angefordert, um die Ursache für das Unglück genauer zu untersuchen. Ergebnisse lagen bis Redaktionsschluss aber noch nicht vor. Es werde in alle Richtungen ermittelt, hieß es. Eine akute Gefahrenlage konnte gegen 22 Uhr ausgeschlossen werden.
Anwohner nach Explosion am Marktplatz Halle evakuiert
Im Ratshof auf der anderen Seite des Marktplatzes war am Abend durch die Feuerwehr eine Sammelstelle für Anwohner eingerichtet worden, die zuvor aus ihren Häusern evakuiert worden waren. Das Angebot wurde jedoch kaum wahrgenommen, denn offenbar waren die meisten Anwohner bei Freunden, Familie oder Bekannten untergekommen. Der Evakuierungsradius hatte rund 100 Meter betragen, Wohnhäuser waren genauso davon betroffen wie Geschäfte.

Gegen 22 Uhr konnten die Straßenbahnen wieder fahren und der Marktplatz wurde wieder freigegeben.
Marktschlösschen in Halle steht unter Denkmalschutz
Das Marktschlösschen ist in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts als patrizisches Wohnhaus im Renaissancestil gebaut worden. Seit 1935 steht der Bau unter Denkmalschutz.
Im Laufe der Jahrhunderte wohnten hallesche Persönlichkeiten wie Kilian Stisser, Kanzler des erzstiftlichen lutherischen Administrators Christian Wilhelm von Brandenburg, darin. Es soll später unter anderem eine Apotheke und um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert als Milch- sowie als Eisenwarengeschäft genutzt worden sein. Es war im Laufe der Zeit auch Stadtarchiv und Ratsbibliothek.
Seit 1975 waren die Musikinstrumentensammlung des Händelhauses und eine Kunstausstellung darin untergebracht. Einige Jahre lang gab es auch ein Halloren-Café dort. Inzwischen hat die Stadtmarketing Halle GmbH mit der Touristinformation ihren Sitz in dem Gebäude.