Fluthelfer von der DLRG müssen nun selbst auf Hilfe warten

Magdeburg/Wittenberg l Mehr als vier Monate nach der Elbflut im Juni warten noch immer Vereine auf eine Entschädigung für ihre Verluste. Zu den Betroffenen zählt ausgerechnet die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), deren Helfer während des Hochwassers selbstlos angepackt haben.
Mit ihren Spezialbooten waren sie oft als einzige in der Lage, Menschen in überfluteten Gebieten zu erreichen. DLRG- Taucher haben auch durchweichende Dämme mit Folie abgedichtet. Ihre Stützpunkte und Bootshäuser hat die DLRG naturgemäß nah am Wasser. Und so sind die Helfer zugleich Opfer. Den größten Schaden hat die Ortsgruppe Wittenberg erlitten: Ihr Vereinsgelände wurde vollkommen verwüstet. Auf 800000 Euro wird der Schaden geschätzt.
Doch obwohl Bund und Länder ein riesiges Hilfspaket geschnürt haben, hat der Verein bislang kein Geld gesehen. "Das ist ein Riesenproblem", sagt DLRG-Landesgeschäftsführer Holger Friedrich. Nicht einmal Abschlagszahlungen seien möglich, um die dringendsten Schäden anzugehen.
"Das ist ein Problem", bestätigt die Behörde
Friedrich vermutet, dass das Landesverwaltungsamt angesichts der gewaltigen Schäden im ganzen Land mit der Prüfung der Anträge überfordert ist. Auch der Paritätische Wohlfahrtsverband, dem die DLRG angehört, schaltete sich ein. Über Wochen hätten geschädigte Vereine nicht einmal eine Eingangsbestätigung für ihre Anträge erhalten, heißt es in einem Schreiben ans Landesverwaltungsamt. Auf Volksstimme-Nachfrage spricht die Behörde von einem Computerproblem. Mittlerweile hat sie allen Vereinen ein Aktenzeichen mitgeteilt.
Geld ist aber noch immer nicht geflossen. "Das ist ein Problem", bestätigt Sprecherin Denise Vopel. Allerdings sei das beim vorgegebenen Verfahren nicht anders möglich gewesen. Das DLRG-Gelände zähle zur kommunalen Infrastruktur. Für alle Schäden in diesem Bereich lief jedoch bis Ende dieser Woche eine sogenannte Plausibilitätsprüfung. Erst jetzt könne das Landesverwaltungsamt über einzelne Anträge entscheiden.
Die Staatskanzlei verteidigt das zweistufige Verfahren. Dadurch sei es möglich, die Schäden sehr präzise aufzunehmen und Prioritäten festzulegen, sagt Theo Struhkamp vom Wiederaufbaustab. "Es geht um enorme Summen und man kann nicht alles gleichzeitig machen, dafür bitte ich um Verständnis." Struhkamp unterstreicht, dass das Wittenberger DLRG-Gelände als Sportfläche und kommunale Infrastruktur eingestuft sei. Dadurch würden 100 Prozent der Schäden ersetzt.
Andere Antragsteller haben längst resigniert. Der Magdeburger Verein "Aktion Musik", Betreiber des Musikzentrums Gröninger Bad, hatte auf Hilfe für den überfluteten und schimmelnden Keller gehofft. Mittlerweile sind die meisten Schäden behoben. Viele kleine Spenden hätten es möglich gemacht, sagt Geschäftsführer Gregor Schienemann. "Wir haben wochenlang nichts gehört von unserem Antrag. Da haben wir uns selbst geholfen."