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Geschichte des Pferdemarktes Früher die "Insel des Kapitalismus in der DDR"

Schon im Mittelalter gab es in Havelberg Viehmärkte. Der Kurfürst bestimmte 1655, dass Märkte montags und dienstags stattzufinden haben.

Von Andrea Schröder 06.09.2014, 03:24

Havelberg l Pferdemarkt, Heiratsmarkt, Großer Markt - drei Begriffe für ein und dasselbe Ereignis, das in der jüngeren Geschichte immer am ersten Septemberwochenende 200.000 Besucher nach Havelberg lockt. Seit wann genau es den Havelberger Pferdemarkt gibt, ist nicht erwiesen.

Manchmal heißt es, dass er schon mit der Weihe des Havelberger Domes am 16. August 1170 aus der Taufe gehoben wurde. Auch dass es anlässlich des Havelberg-Besuches von Zar Peter I., der im November 1716 stattfand, eine zweite Auflage des Marktes zu seinen Ehren gegeben haben soll, scheint eine Legende zu sein. So schrieb es der Havelberger Edgar Steiner einst in einem Manuskript, das im Prignitz-Museum aufbewahrt ist.

Als "ältester, größter und berühmtester Markt in ganz Europa" beschreibt er den Markt, für den auf keinem Plakat geworben werden musste. "Man wusste ganz einfach, dass dieses Spektakel immer am ersten Septemberwochenende stattfindet." Weil es zu DDR-Zeiten das gab, was sonst nicht zu haben war - bis hin zum Trabi - wurde der Markt auch betitelt als "Insel des Kapitalismus in der DDR".

Im Mittelalter wurden Viehmärkte in der Prignitz sonnabends und sonntags abgehalten. 1655 erließ der Große Kurfürst eine Verordnung, die Märkte auf Montag und Dienstag zu legen, weil durch das weltliche Treiben die kirchlichen Feiertage und der Sonntagsgottesdienst ins Hintertreffen gerieten. Gerald Christopeit schrieb in dem Heft "Havelberger Pferdemarkt-Allerlei" (am Stand der Touristinfo auf dem Markt erhältlich): "Erst der DDR war es vorbehalten, die Markttage auf den Sonnabend und Sonntag zurückzuverlegen, weil man ansonsten eine Gefahr für die Planerfüllung sah."


Um 1750 fanden in Havelberg Montag nach Mariä Geburt (8. September) Vieh- und Krammmärkte statt. Bis etwa nach dem Ersten Weltkrieg war er der bedeutendste Markt in der Region. Nach 1920 entwickelte sich das Markttreiben zum Volksfest. Weil die Bauern gute Geschäfte machten, wurde der Marktmontag auch als Schweinetreiberheiligabend bezeichnet, der ordentlich gefeiert wurde.