Gehälter Pfleger in Sachsen-Anhalt sind arm dran
Sachsen-Anhalts Pflegekräfte verdienen 600 Euro weniger als ihre Kollegen im bundesweiten Schnitt. Kann ein Tarifvertrag helfen?
Magdeburg l Die rund 11.000 Fachkräfte für Altenpflege in Sachsen-Anhalt sind die am schlechtesten bezahlten in Deutschland. Das geht aus neuen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit hervor, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vorliegen. Demnach verdienen Vollzeit-Fachkräfte in der Altenpflege im bundesweiten Schnitt monatlich 2744 Euro brutto. Die Pflegekräfte in Sachsen-Anhalt verdienen rund 600 Euro weniger und liegen durchschnittlich bei gerade einmal 2136 Euro.
Petra Grimm-Benne (SPD), Ministerin für Arbeit, Soziales und Integration in Sachsen-Anhalt, ist alarmiert. „Mit der roten Laterne bei der Bezahlung von Altenpflegern können wir uns keineswegs zufrieden geben. In Sachsen-Anhalt muss die Pflege als Berufsfeld angesichts des demografischen Wandels deutlich attraktiver werden. Dazu gehören natürlich höhere Löhne“, so die Ministerin.
Nach Ansicht von Verdi-Gewerkschafter Bernd Becker ist einer der Hauptgründe für die geringeren Löhne, dass viele Kliniken und Heime in Sachsen-Anhalt nicht nach Tarif bezahlen. „Schon seit Jahren lässt sich eine Art Tarifflucht in der Branche beobachten. Es gibt zwar die Tarifgehälter des öffentlichen Dienstes (TVöD), aber nur wenige werden danach bezahlt“, sagt Becker.
Zwar habe Verdi schon bei großen Verbänden wie der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Haustarifverträge erwirkt, doch durch die vielen verschiedenen Anbieter der Branche profitieren noch zu wenige Angestellte davon.
Auch der Wettbewerb zwischen den einzelnen Pflegeeinrichtungen trägt dazu bei, dass die Löhne für Pflegekräfte geringer ausfallen. „Die Einrichtungen stehen untereinander in Preiskonkurrenz. Wer günstige Pflegeplätze anbieten kann, der bekommt auch seine Zimmer gefüllt. Doch damit der Preis sinkt, müssen anderweitig Abstriche gemacht werden – zum Beispiel beim Lohn der Pfleger“, erklärt Becker.
Laut dem Verdi-Gewerkschafter bedarf es eines Wandels in der Pflegebranche. „Ein allgemeingültiger Tarifvertrag muss her – egal ob jemand im öffentlichen oder im privaten Sektor arbeitet.“
Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, kritisiert die großen regionalen Lohnunterschiede. „Es ist einfach nicht akzeptabel, dass es für die gleiche, qualifizierte Arbeit im regionalen Vergleich ganz erhebliche Lohnunterschiede gibt“, sagte Westerfellhaus.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) warnt indes, dass sich der Fachkräftemangel in der Pflege dramatisch verschärfen könne, wenn kein allgemeinverbindlicher Tarifvertrag umgesetzt werde, der den Beruf finanziell attraktiver mache.