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Gerichsurteil Streit um Kükentötung geht weiter

Kritik am Urteil zur Tötung von männlichen Küken und dem Gerichsurteil kommt von den Parteien in Sachsen-Anhalt.

Von Massimo Rogacki 14.06.2019, 01:01

Magdeburg l In Deutschlandwerden jedes Jahr 45 Millionen männliche Küken vergast, verfüttert oder geschreddert, weil ihre Aufzucht unwirtschaftlich ist. Sie legen keine Eier und eignen sich nicht für die Mast.

Das Bundesverwaltungsgericht hat gestern das massenhafte Töten der Küken in der Legehennenzucht vorerst noch als rechtmäßig bestätigt. Brutbetriebe dürften bis zur Einführung von alternativen Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Hühnerei daran festhalten, urteilten die Richter in Leipzig. Die wirtschaftlichen Interessen der Brütereien allein seien zwar kein vernünftiger Grund im Sinne des Tierschutzgesetzes, die Praxis sei aber so lang rechtmäßig, bis Alternativen zur Verfügung stünden. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) erklärte, ein Verfahren zur Geschlechtsbestimmung sei auf dem Weg zur Serienreife und werde Brütereien bald flächendeckend zur Verfügung stehen.

In Sachsen-Anhalt gibt es nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums keine Brütereien. Landesweit werden in 38 Betrieben rund 1,8 Millioenen Legehennen gehalten.

Für die Landesvorsitzenden der Grünen, Britta-Heide Garben, ist das Urteil eine Enttäuschung: „Wirtschaftliche Interessen werden noch immer über Tierschutz gestellt.“ Es bliebe dabei, dass Tiere nur als Rohstoff betrachtet würden. Auch für den landwirtschaftspolitischer Sprecher der SPD, Jürgen Barth, ist das Urteil unbefriedigend. Auch Landwirte hätten das Interesse, dass schnell Verfahren der frühzeitigen Geschlechtsbestimmung auf den Markt kämen.

Für Hannes Loth, landwirtschaftspolitscher Sprecher der AfD-Landtagsfraktion, steht die Geflügelindustrie in der Pflicht, die Verfahren endlich umzusetzen und damit die gängige Praxis zu beenden. Auch Verbraucher müssten nun reagieren, und „den Willen und das Geld aufbringen, um neue tiergerechten Methoden wie die Bruderhahn-Initiative zu bezahlen.“

Nach Ansicht von Kerstin Eisenreich, argrar- und verbraucherschutzpolitische Sprecherin der Linken, ist die Selektion von männlichen Küken im Ei nur eine technologische Scheinlösung. Sie sieht den Lebensmitteleinzelhandel in der Pflicht. Dieser müsse sich an der Finanzierung der höheren Erzeugungskosten für mehr Tierwohl beteiligen. Eisenreich spricht sich für die Haltung von Zweinutzungsrassen ein, die sowohl zur Eier- als auch zur Fleischerzeugung geeignet sind.