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GerichtDie ganze Zeit die Hand gesucht

Angeklagter sagt zu einer Explosion in Halberstadt aus. Mit seiner Drogen-Küche hatte die Detonation aber nichts zu tun.

Von Matthias Fricke 04.06.2020, 01:01

Halberstadt l Im Prozess gegen einen 44-jährigen mutmaßlichen Drogendealer aus Halberstadt hat gestern am Magdeburger Landgericht der Angeklagte ausgesagt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm in dem seit Mitte Mai andauernden Prozess vor, Drogen im größeren Umfang zum Weiterverkauf besessen zu haben.

Nach einer Explosion in der Nacht zum 27. Mai vergangenen Jahres im Haus des Angeklagten hatte die Polizei 25 Gramm Crystal, 20 Gramm Metamphetamin und 2,5 Kilogramm eines Morphinpräparates entdeckt. Damals musste die Polizei in Halberstadt Hunderte Anwohner wegen aufgefundener Chemikalien in Sicherheit bringen. 670 Personen wurden sogar in Notquartieren untergebracht, weil zunächst unklar war, was Auslöser der Explosion war.

Der gebürtige Bulgare gab nun zu, Amphetamine nach Anleitungen aus dem Internet in dem Haus zusammengebraut zu haben. „Ich habe auch versucht, Crystal aus Grippetabletten herzustellen, was aber misslang“, sagt der Hobby-Chemiker mit messie-ähnlichem Sammlerzwang. Die Polizei stellte bei ihm 81 Kilogramm Medizin-Tabletten, wie Antibiotika, sicher. Nach der Explosion habe die professionelle Reinigung des Hauses 5000 Euro gekostet. Der Mann ist seit 2013 drogenabhängig und hatte 2017 eine Entziehungskur in Bulgarien. Der Erfolg hielt nicht lange. Das aufgefundene Crystal will er als größere Menge gekauft haben, um einen besseren Preis zu bekommen. „Das war alles für den Eigenbedarf“, sagt der Mann. Die größere Menge Pulver (2,5 Kilogramm Morphinpräparat) habe er von einem Holländer, der die Packung mit anderen Utensilien in einer Ferienwohnung der Eltern zurückließ. Er habe aber nie gewusst, was er da hat.

Die Explosion war nach seiner Darstellung ein Unfall. „Ich habe versucht, mit einer Gasflasche meinen Kamin anzuzünden. Da ging die Flamme aus. Ich habe die Flasche geschüttelt“ sagt er. In diesem Moment sprengte es ihm die linke Hand ab. Er verlor außerdem auf der linken Seite das Augenlicht. Den Moment kurz nach der Explosion beschrieb er so: „Ich bin durch die Luft geflogen und auf meinen Knien gelandet.“ Schmerzen habe er keine gehabt. „Ich habe die ganze Zeit meine Hand gesucht“, sagt er. Demnächst soll er eine Prothese erhalten. Prozess-termine sind bis Mitte August angesetzt.