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GesundheitKeuchhusten-Welle in Sachsen-Anhalt

Keuchhusten gilt als Kinderkrankheit - dabei sind die Kleinen oft am besten geimpft. Lücken klaffen vor allem bei Erwachsenen.

30.07.2017, 23:01

Magdeburg l In Sachsen-Anhalt ist die Zahl der Keuchhustenerkrankungen in den ersten sechs Monaten des Jahres deutlich angestiegen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) registrierte 296 Fälle – im ganzen Jahr 2016 waren es 324 gewesen, 2015 nur 276. Auch bundesweit entwickeln sich die gemeldeten Fallzahlen nach oben. In diesem Jahr wurde in den ersten sechs Monaten (13.229) schon fast der Wert von 2015 erreicht (13.716).

Das RKI vermutet, dass die Welle mit dem typischen Zyklus des Erregers zu tun hat. In Ostdeutschland werden die Infektionen seit 2002 erfasst. Höhepunkte waren die Jahre 2007 und 2012 – die Zeit könnte also wieder reif sein. Keuchhusten (Pertussis) ist weltweit eine der häufigsten Atemwegsinfektionen. Die Bakterien verbreiten sich durch Husten oder Sprechen über winzige Tröpfchen.

Die Krankheit ist hochansteckend und für Säuglinge lebensbedrohlich – für Eltern ist sie aber häufig schwer zu erkennen. Denn nicht immer husten die Babys, wie Professor Gerhard Jorch, der Direktor der Universitätskinderklinik Magdeburg, erläutert. „Bei Säuglingen tritt Luftnot auf: Im schlimmsten Fall kommt es zum Atemstillstand“, sagt Jorch. Der Mediziner rät Eltern, dass sie dafür sorgen sollen, dass das Baby nur von geimpften Menschen umgeben ist. Bis es vollständig immunisiert ist, vergeht etwa ein Jahr.

Keuchhusten wird in vier Teilimpfungen gespritzt, zum letzten Mal im Alter von rund 14 Monaten. Bei der Einschulung waren nach den Daten des RKI für 2014 fast 97 Prozent der Kinder im Osten gegen Keuchhusten geschützt. Ganz anders ist bei den Erwachsenen – da ist es je nach Lebensalter nur jeder fünfte bis zehnte.

Professor Jorch hält Auffrischungsimpfungen für Erwachsene deshalb für sinnvoll. „Keuchhusten ist zwar als Kinderkrankheit bekannt – tatsächlich erkranken aber fast überwiegend Erwachsene“, sagt er. Impflücken würden Ansteckungen begünstigen.

Deutschlandweit ist in diesem Jahr auch die Zahl der Masernerkrankungen gestiegen. Bis Ende Juni erfasste das RKI 797 Fälle – mehr als doppelt so viele wie im ganzen Jahr 2016. In Sachsen-Anhalt wurden jedoch bisher nur drei Erkrankungen registriert. „Das sind normale Schwankungen“, sagt Jorch. „Das ist bei fast allen Infektionserkrankungen so.“

In den vergangenen zwölf Monaten sind laut der Weltgesundheitsorganisation in Europa 35 Menschen an Masern gestorben, darunter auch eine 37 Jahre alte Frau aus Essen. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hält eine Impfpflicht jedoch nicht für nötig, um die Masern endgültig aus Deutschland zu verbannen.

In Italien dagegen gilt diese seit einigen Wochen. Dort müssen Eltern schulpflichtiger Kinder Bußen zahlen, wenn ihr Nachwuchs nicht geimpft ist.