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Gesundheitsvorsorge Vorstoß zur Impfpflicht in Sachsen-Anhalt

Der CDU-Politiker Sven Schulze fordert den Ausschluss nicht geimpfter Kinder von Kitas und Schulen in Sachsen-Anhalt. Und bekommt Gegenwind.

Von Janette Beck 20.07.2018, 01:01

Magdeburg l Europa-Parlamentarier Sven Schulze, gleichzeitig Generalsekretär der CDU in Sachsen-Anhalt, hat eine klare Meinung zum Thema Impfpflicht. „Das wäre doch mal eine sinnvolle Initiative für/aus Sachsen-Anhalt: Kinder, die nicht geimpft sind, sollten landesweit keinen Zugang mehr zu Kitas oder Schulen bekommen. Einhergehend mit einer gesetzlich festgelegten Impfpflicht“, nahm der Politiker mit seinem Tweet Bezug auf ein Dossier des MDR zum Thema Impfen.

Die Antworten auf Schulzes Tweet ließen nicht lange auf sich warten. Und die kontrovers geführte Diskussion zwischen Befürwortern und Gegnern einer staatlich verordneten Impfpflicht für Kinder macht deutlich, warum es in Deutschland bislang eben nur eine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) gibt. In mehreren europäischen Ländern indes sind verschiedene Impfungen für Kinder verpflichtend, am häufigsten gegen Masern. Daran sind in Sachsen-Anhalt im Vorjahr zehn Menschen erkrankt, zwei mehr als 2016. Betroffen waren drei Kinder einer Kita in Magdeburg und sieben Personen im Jerichower Land.

Karin Becker, Referentin im Städte- u. Gemeindebund Sachsen-Anhalt, sieht bei den Thema eine „schwierige Gemengelage“, weil Befürworter wie Gegner der Impfpflicht auf ihre Grundrechte pochen würden: „Es ist zu vorderst Recht und Pflicht der Eltern, für die Gesundheit ihrer Kinder Sorge zu tragen. Und es liegt eben auch in ihrer Verantwortung, ob sie ihr Kind impfen lassen oder nicht.“ Wenn das staatlich verordnet werden würde, nehme man die Eltern aus ihrer Pflicht. „Wir greifen in das Persönlichkeitsrecht ein“, so Becker auf Volksstimme-Anfrage.

Gleichzeitig zeige sie aber auch großes Verständnis für die Einrichtungen. „Aus deren Sicht kann ich natürlich nachvollziehen, dass sie lieber auf der sicheren Seite wären und die Mehrheit geschützt werden sollte.“

Peggy Wießner, Dezernentin im Landesamt für Verbraucherschutz, weist derweil darauf hin, dass Kitas in Sachsen-Anhalt „nicht geimpfte Kinder so lange von einem Besuch der Einrichtung ausschließen können, wie die Eltern keine Impfberatung vorweisen. Wird aber ein Beratungsnachweis vorgelegt, muss das nicht geimpfte Kind aufgenommen werden.“ Wie private Kita-Träger das Thema handhaben, wisse man nicht.

Zwar haben Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen ergeben, dass rund 95 Prozent der Erstklässler in Deutschland wesentliche Grundimpfungen erhalten haben. Doch viele junge Eltern hegen Zweifel wegen möglicher Impfschäden. Doch die treten höchst selten auf. Bei Masernimpfung kamen im Zeitraum von 2001 bis 2012 laut Paul-Ehrlich-Institut 6 Verdachtsfälle auf 100.000 Impfdosen (Einzel- und Kombinationsimpfungen).

Dagegen führen rund ein Drittel der Maserninfektionen zu Komplikationen (z. B. Lungenentzündung). Rund 1 von 1000 Erkrankten stirbt daran. Damit ist eine Maserninfektion rund 1000-mal so gefährlich wie eine Masernimpfung.

Zum Kommentar "Impfberatung für Kita-Kinder reicht nicht" von Silke Janko