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Grabungen Mauern aus Kaiser Ottos Zeiten

Überraschende Ergebnisse bei Ausgrabungen in Zeitz: eine Klosteranlage ist womöglich die Keimzelle der Stadtgründung.

19.11.2018, 17:23

Zeitz (dpa) l Das Gelände des früheren Klosters Posa könnte die Keimzelle der Stadt Zeitz (Burgenlandkreis) gewesen sein. Als erster Hinweis gilt eine massive Steinschicht, die jetzt auf dem Areal freigelegt wurde. Das Überraschende ist: Der Fund ist älter als die Fundamente der romanischen Klosterkirche.

„Möglicherweise handelt es sich um eine Befestigung aus der Zeit Ottos I. (912-973). Aus der Zeit vor 967, der ersten Erwähnung von Zeitz, gibt es kaum archäologische Funde“, sagte der Archäologe Holger Rode. Es ist bekannt, das Zeitz (Burgenlandkreis) im Jahr 967 als Cici erstmals urkundlich erwähnt wurde. Ein Jahr später, im Dezember 968, wurde Zeitz Bischofssitz. An der Stelle, wo heute die Moritzburg steht, stand schon eine Vorgängerburg.

„Posa hatte für eine größere Siedlung zu wenig Platz und es gab kein Wasser“, erklärte der ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Rode. Deshalb konnte dies ihm zufolge nur eine Keimzelle, aber nicht der endgültige Standort für die Stadtgründung sein.

Dennoch müsse die Geschichte nicht umgeschrieben werden. „Durch die Grabung erfahren wir einfach etwas aus der urkundenlosen Zeit vor 967.“ Außerdem: Was gefunden wurde, sei zwar großartig, aber es reiche nicht, um die These wissenschaftlich zu bestätigen.

Bei der Grabung 2019 soll neben der genauen Vermessung des Kirchenstandortes das Fundament der Befestigung weiter freigelegt und untersucht werden. Der ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Philipp Baumgarten vermutet, dass das Kloster Posa auf einem viel älteren Bau basiert.

Das wäre nicht ungewöhnlich. Vielleicht hat es hier eine frühdeutsche Befestigungsanlage gegeben, die eine ältere Wallanlage weiter nutzte – erste Hinweise im Gelände deuten darauf hin. Dies wäre dann womöglich die Keimzelle von Zeitz.

Die Archäologin Caroline Schulz vom Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle äußerte sich vorsichtig: „Die Steine sind älter als die romanische Kirche, ein so massives Fundament könnte durchaus zu einem Turm gehören. Dennoch, um das sicher zu beweisen, bedarf es weiterer Grabungen.“

Das Benedektiner-Kloster Posa wurde 1114 errichtet, im Jahr 1573 kam als Folge der Reformation die Auflösung. An die Klosterzeit erinnert nur noch das von den Mönchen genutzte Gästehaus. Die Kirche wurde abgetragen und die Steine 1657 als Baumaterial für das Schloss Zeitz verwendet.