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Anschlag in halle Mit Video: Letzter Prozesstag in Magdeburg - Gericht sperrt Halle-Attentäter für immer weg

Stephan B. ist zur Höchststrafe verurteilt worden: Lebenslange Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung.

Von Matthias Fricke 21.12.2020, 19:31
Es ist der letzte erbärmliche Auftritt des Halle-Attentäters in Magdeburg.
Es ist der letzte erbärmliche Auftritt des Halle-Attentäters in Magdeburg. Foto: dpa

Magdeburg l Es ist der letzte erbärmliche Auftritt des Halle-Attentäters in dem seit Juli andauernden Prozess: Während die Vorsitzende Richterin Ursula Mertens den letzten Satz ihrer ausführlichen Urteilsbegründung verliest, wirft der 28-jährige Angeklagte einen zusammengerollten roten Kunststoff-Hefter in die Reihe der Nebenkläger. Nur wenige Sekunden später überwältigen ihn die Wachleute und führen ihn ab. Die Kurzfassung im Video.

Im Video: Halle-Attentäter ist zur Höchststrafe verurteilt worden

 
Stephan B. ist zur Höchststrafe verurteilt worden: Lebenslange Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung.(Bericht: Samantha Günther)

Zuvor hatte ihm Richterin Mertens klar gesagt: „Sie sind für die Menschheit massiv gefährlich.“ Es sehe auch nicht so aus, dass eine langjährige Haft daran etwas ändern werde. Die Vorsitzende wird in der 35 Seiten langen Urteilsbegründung ungewöhnlich emotional: „Ich habe in 13 Jahren als Richterin eines Strafgerichtes schon einiges erlebt. Doch dieses hier stellt alles in den Schatten.“ Normalerweise spreche sie die Urteilsbegründungen auch ohne schriftliche Vorbereitung. „Ich habe es diesmal getan, damit ich die Fassung behalte“, sagt sie mit stockender Stimme.

Als die Richterin zum Beispiel das Teil-Urteil zu den Schüssen auf das Ehepaar in Wiedersdorf begründet, sagt sie: „Sie taten das, was Sie am besten können: Von hinten feige und hinterhältig auf Menschen schießen.“ Die 40-jährige Jana L., eines der Mordopfer, hatte der Attentäter auf der Straße vor der Synagoge von hinten erschossen. Sie hatte keine Chance. Zum anderen Mordopfer Kevin S. im Döner-Imbiss sagt sie dem Attentäter „Sie haben ihn an diesem Tag hingerichtet!“ Der Angeklagte habe „keine Hemmschwelle gehabt und sämtliche menschliche Züge verloren“.

Insgesamt spricht ihn das Gericht unter anderem wegen der beiden Morde, sechsfachen Mordversuchs an 66 Menschen, versuchter schwerer räuberischer Erpressung, Volksverhetzung und einiger Verkehrsdelikte für schuldig. Damit folgt der Staatsschutz-Senat des Oberlandesgerichtes im Wesentlichen den Forderungen der Bundesanwaltschaft und der Nebenkläger. Ob die Verteidiger Revision gegen das Urteil einlegen, lassen sie am Ende des Tages offen.