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Was aus der Klage der Magdeburger Handballgesellschaft gegen den Ex-Manager geworden ist Hildebrandt und die 540000-Euro-Frage

Von Michael Bock 20.07.2012, 05:23

Magdeburg l Obwohl die Gerichtsverfahren gegen Bernd-Uwe Hildebrandt seit Wochenbeginn abgeschlossen sind, ist eine Frage noch offen: Was wurde aus einer 540000-Euro-Klage der Handball Magdeburg GmbH (HMD) gegen den einstigen Sportmanager?

Rückblick: Ex-HMD-Geschäftsführer Holger Kaiser hatte 2009 eine Klage beim Landgericht Magdeburg eingereicht. Damit wollte sich die Handballgesellschaft Gelder von zunächst mehr als einer halben Million Euro zurückholen, um die der Ex-Manager die HMD in der Saison 2004/2005 geschädigt haben soll. Es habe sich um nicht deklarierte Einnahmen gehandelt, hieß es seinerzeit. Insgesamt beliefen sich die Forderungen gegen Hildebrandt, so Kaiser damals, auf 3,079 Millionen Euro. "Wir sind geradezu dazu verpflichtet, das Geld der HMD zurückzuholen", sagte er.

"Das Verfahren ist seit Januar 2011 beendet"

Landgerichtssprecher Christian Löffler

Ein Jahr später, Kaiser hatte den SCM inzwischen verlassen, klang das plötzlich anders. Beide Seiten einigten sich überraschend auf außergerichtliche Vergleichsverhandlungen. Man wolle, so der frisch ins Amt gekommene SCM-Präsident Dirk Roswandowicz (der SCM ist 100-prozentiger Gesellschafter der HMD), eine Lösung finden, die die positive Entwicklung im Verein nicht störe.

Seitdem ruhte - zumindest nach außen - still der See. Spätestens nach dem jüngsten Geständnis Hildebrandts - er war wegen Steuerhinterziehung zu einer Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren verurteilt worden - stellte sich die Frage der Rückforderung neu.

Da gab es die nächste Überraschung. Auf Volksstimme-Nachfrage sagte der Sprecher des Landgerichts, Christian Löffler, gestern: "Das Verfahren ist seit Januar 2011 beendet, weil es beide Parteien nicht weiterbetrieben haben." Löffler konnte nicht sagen, ob es tatsächlich zu einem Vergleich gekommen ist.

Beim SCM möchte man am liebsten gar nicht mehr über dieses heikle Thema reden. Präsident Roswandowicz wollte nach einer Präsidiumssitzung am Mittwochabend gestern nur so viel sagen: "In der Schlussverhandlung des Hildebrandt-Prozesses haben sowohl das Gericht als auch die Staatsanwaltschaft übereinstimmend erklärt, dass sich Herr Hildebrandt nicht persönlich bereichert hat. Unsere Ansprüche gegen ihn hätten daher wenig Chancen auf Erfolg gehabt."

Kein Geld zurück? "Das ist eigenartig"

SWM-Geschäftsführer Kempmann

Die renommierte "Süddeutsche Zeitung" findet das Vorgehen der HMD allerdings "seltsam". Sie wirft unter anderem die Frage auf: "Wieso verzichtet der Verein freiwillig auf viel Geld?" Das Blatt schlussfolgert, dass "offenbar kein Interesse an dem Geld" bestehe.

Der ehemalige Chef des HMD-Aufsichtsrats, Johannes Kempmann, bezeichnet es als "eigenartig", dass die Handballgesellschaft die Gelder offensichtlich nicht mehr zurückfordern will. "Das ist doch das Normalste auf der Welt", sagte der Geschäftsführer der Magdeburger Stadtwerke (SWM) der Volksstimme. Schließlich sei durch Hildebrandt "ganz massiver Schaden" entstanden.

Die SWM sind seit Jahren ein wichtiger Sponsor der SCM-Bundesliga-Handballer. Sie hatten mit Extra-Zahlungen entscheidend mit dazu beigetragen, dass der Klub in existenzbedrohenden Situationen zwischen 2007 und 2009 zweimal vor der Insolvenz gerettet werden konnte.

Kempmann sagte, die Stadtwerke würden den Klub auch weiter sponsern. Wenn allerdings irgendwann einmal erneut Sonderleistungen erforderlich würden, werde man sich vor dem Hintergrund nicht erhobener Rückforderungen gegenüber Hildebrandt "sehr genau überlegen", wie man darauf reagiere.