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Feuerwehr pumpt Keller leer, Frauen helfen beim Rückbau der Sandsäcke Hochwasser in Wust: Nach der Flut haben Pumpen viel Arbeit

Von Ingo Freihorst 22.06.2013, 03:12

Wust. Im vom Fischbecker Deichbruch teils stark gefluteten Ortsteil Wust ist jetzt das große Aufräumen angesagt: Vor allem in der Breiten Straße sind viele Haushalte betroffen.

Etwa 35 Zentimeter hoch hat das Wasser in der Wohnung des Seniors Ernst Kielmann in der Breiten Straße gestanden, berichtete sein Sohn Knut. Zusammen mit Freunden und anderen Helfern aus dem Ort - darunter den Frauen von der Feuerwehr - wurden die Sandsäcke und drinnen das nasse Inventar aus dem Haus geräumt. Seine Wohnung gleich nebenan blieb zum Glück verschont. "Es gibt aber auch Wuster, die nicht betroffen sind und dennoch nicht helfen", bedauerte Knut Kielmann.

Gegenüber befinden sich Frisörladen und Wohnung von Hannelore Neuber, hier stand die Flut knöcheltief in der Wohnung. Die Stühle und Hauben der Friseuse sind noch zu gebrauchen, doch das Mobiliar hat gelitten, es wird aufquellen. Auch die Trockenbauwand muss wohl saniert werden.

Die noch recht neue Couchgarnitur aus Leder ist im Wohnzimmer nicht mehr zu nutzen, ebenso diverse Möbel wie der Einbauschrank im Schlafzimmer. Die Einbauküche blieb zum Glück verschont, sie steht auf Stahlbeinen. Tritt man aufs Laminat, quillt noch immer Wasser aus dem darunter befindlichen Teppich. Als die Wohnung schon geflutet war, räumten die Tochter aus Magdeburg und Freunde noch so manche Stücke wie das Geschirr aus dem Wasser. Das Paar war bei einer Tante in Ferchland untergekommen - mit Blick auf die Elbe. Weil er beinamputiert ist, konnte Hartmut Neuber beim Ausräumen schlecht helfen, auch benötigt er für die Prothese Strom, weshalb sie schon Sonntag vor dem Dammbruch den Ort verließen. Alle haben Glück im Unglück: Ebenso wie Ernst Kielmann sind Hannelore und Hartmut Neuber gegen Hochwasserschäden versichert.

Einer, der trotz der Evakuierung im Dorf ausharrte, war Landwirt Wieland Reich: "Wäre es ganz dicke gekommen, hätte ich Traktor und Anhänger." Er war gleich nach der schlimmen Nachricht zur Kreuzung nach Fischbeck geeilt, sah wie das Wasser gen Schönhausen strömte.

Verärgert ist er, dass er nicht im Krisenstab mitarbeiten durfte, schließlich kenne er die Gräben um Wust wie seine Westentasche. Auch wollte in Stendal niemand auf seine Ratschläge hören, Wust wurde sogar aufgegeben. Das änderte sich, als der Kreis Jerichower Land das Krisenmanagement für Wust übernahm, berichtet der Landwirt. Auf seinen Ratschlag hin wurde am Sportplatz ein Graben gebaggert, durch den das Wasser aus dem Ort abfließen konnte - ansonsten hätte es sich hier gestaut.

Er hätte auch einen Damm auf der Bundesstraße errichten lassen, um die Siedlung zu schützen, doch war dafür leider keine Zeit mehr. Die Feuerwehrbereitschaft aus dem benachbarten Havelland rückte mit ihren 220 Mann erst am Dienstag an. Die Kameraden waren frustriert, sie hatten viele Stunden gewartet, ehe sie nach Wust gelassen wurden...

Um die 85 Prozent des Grün- und Ackerlandes von Wieland Reich sind in den Fluten versunken. Auf einigen Flächen reichte das Wasser bis hoch an die Ähren. Flächen in Buckow und Melkow sind noch trocken. Nur einen Tag Zeit hatte er gehabt, um seine 650 Tiere unter anderem bis hoch nach Wittstock wegzuschaffen.

Jetzt ist die Feuerwehr im Ort wieder rege gefragt, denn viele Keller sind zu leeren. Mit ihrer eigenen Pumpe hätte das recht lange gedauert, weshalb die Bundeswehr zehn Pumpen in Wust zurückgelassen hatte. Die laufen alle. Auch die Kanalisation muss geleert werden. Nachdem es einen Brand gab, bleibt die eigene Pumpe jetzt auf dem Fahrzeug.

Sperrmüllhaufen säumen neben Sandsäcken die Straßen, Müllfahrzeuge werden beladen. Der andere Müll wird wie geplant abgeholt. Die ersten Spenden treffen ein oder sind angekündigt. Ab Montag nimmt die Grundschule den Betrieb wieder auf. Und es werden Helfer für den Rückbau der Sandsäcke gesucht.