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Standesamt wertet Statistik für 2012 und 2013 aus / 80 Prozent der Paare sind auswärtig Hochzeitstrend: Immer weniger Bräute trauen sich im Wernigeröder Rathaus

Finden zu viele Feste und Veranstaltungen auf dem Marktplatz statt? Die
Feier-Flut könnte eine der Ursachen dafür sein, dass immer weniger
Verliebte den Bund fürs Leben in Wernigerode schließen. Gerade einmal
300 Paare wurden 2013 bislang getraut. Im Standesamt sucht man derzeit
nach den Gründen für die Hochzeitsflaute.

Von Julia Bruns 30.09.2013, 03:20

Wernigerode l Immer weniger Menschen heiraten in Wernigerode. Hatten 2012 noch 404 Paare in der Stadt "Ja" gesagt, waren es 2013 bisher gerade einmal 300. 45 Paare werden in diesem Jahr noch den Bund fürs Leben schließen, sagt Standesamt-Chefin Katrin Hartmann. Dennoch - 50 Ehen weniger werden aller Wahrscheinlichkeit nach zum Jahresende unter dem Strich der Standesamtstatistik stehen. Ein Minus von gut zwölf Prozent.

Doch woran liegt\'s? "Das müssen wir erst noch intern auswerten", sagt Gerald Fröhlich. Der Ordnungsamtsleiter und die Chefin des Standesamtes hatten zur Pressekonferenz ins große Trauzimmer im Rathaus geladen. "Wir wissen noch nicht genau, wo die Ursachen liegen", so Fröhlich. Katrin Hartmann ergänzt: "Wir werden aber dafür sorgen, dass Wernigerode wieder attraktiver für Hochzeitspaare wird." Gespräche mit der Wernigerode Tourismus GmbH sind geplant.

An mangelnder Heiratsfreudigkeit generell liegt es nicht, vermutet Gerald Fröhlich. Möglicherweise könnte aber die Veranstaltungsflut rund um den Marktplatz dafür gesorgt haben, dass Termine für Eheschließungen ausfielen oder von den Paaren ganz bewusst nicht gebucht wurden. Im Vorjahr heirateten im Rathaus 354 Paare - 2013 lediglich 236.

In diesem Jahr waren zwar 30 Sonnabende und über 30 Freitage für Trauungen vorgesehen, doch an diversen Wochenenden war der Markt anderweitig genutzt worden. Während die Menschenmassen beim Brahms-Chorfestival, Lampion-, Rathaus- und Altstadtfest den Marktplatz bevölkerten, hielten Heiratswillige lieber Abstand zum Rathaus.

Stärker nachgefragt werden hingegen Trauungen im Wernigeröder Schloss. Intim und romantisch - das schätzen viele angehende Eheleute an der Atmosphäre im Rauchsalon. Dort gab es 2012 34 Hochzeiten, und 2013 fanden hier mit 53 Trauungen mehr Hochzeiten statt als je zuvor.

Als weniger beliebt erwies sich dagegen der Brocken. Nur drei Paare schworen sich dort ewige Liebe und Treue. 2012 fanden auf dem höchsten Gipfel des Harzes immerhin sechs Hochzeiten statt. Seit einem Jahr werden für den Brocken keine festen Trauungstermine mehr vorgegeben, da sich das Standesamt nach dem Wunsch des Brautpaars richten möchte. Auch das Schierker Rathaus wird kaum von Verlobten in Betracht gezogen. 2012 sagten im Brockenort nur zwei Pärchen "Ja", 2013 waren es acht Paare.

Ein Paar reiste 2012 aus Japan an, um im Rathaus zu heiraten

Unverändert blieb die Tatsache, dass 80 Prozent der Paare auswärtig sind. Zwei Japaner ließen sich 2012 im Rathaus trauen. Bei weiteren 14 Hochzeiten war entweder der Bräutigam oder die Braut nichtdeutscher Staatsangehörigkeit, darunter chinesisch, tschechisch, russisch, peruanisch und äthiopisch. In diesem Jahr kamen Partner aus Mazedonien, Österreich und Kolumbien.

Drei gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften wurden 2012 im Rathaus geschlossen. 2013 war es nur eine. Der Großteil der Frauen nimmt übrigens den Nachnamen ihres Gatten an. 18 Männer hielten es 2013 genau andersherum und haben den Nachnamen ihrer Liebsten angenommen.