Verlorener Landgerichtsprozess um Miethöhe zwingt Betreiber zum Rückzug aus Grüner Zitadelle Hotel im Magdeburger Hundertwasserhaus ist pleite
Das Hundertwasserhaus am Breiten Weg hat einen prominenten Kunden verloren. Nach Streitigkeiten um Miethöhen und einem Urteil des Landgerichts schloss das Hotel Anfang Februar die Türen ab. Ein Nachfolger wird gesucht.
Altstadt l "Wir laden Sie ein zum Träumen mit Hundertwasser". Die farbenfrohe Internetseite des "Hotels in der Grünen Zitadelle von Magdeburg" begrüßt den potenziellen Hotelgast in Magdeburgs eigenwilligstem Haus noch immer freundlich und in der typischen kunterbunten Handschrift eines Friedensreich Hundertwassers. Doch die Realität sieht gänzlich gegensätzlich aus. Trostlos, grau und vor allem verlassen präsentieren sich die ebenerdigen Räume der ehemaligen Rezeption des Hotels im Hundertwasserhaus. Anfang Februar zog das Hotel hier aus. Buchbar war es schon seit Ende Januar nicht mehr. Zurück bleiben 42 Zimmer und die Frage, wie es zu dem Auszug nach acht Jahren kam.
Anja Schulze hat dazu eine klare Meinung. Sie ist Geschäftsführerin der Centum Aqua Immobilien GmbH CoKG, der Eigentümerin und zugleich Vermieterin der Grünen Zitadelle. Anja Schulze: "Es gab unterschiedliche Auffassungen über die Auslegung von Mietvertragskonditionen. Obwohl beide Seiten eine außergerichtliche Einigung anstrebten, ist es dazu nicht gekommen, so dass die Frage vor dem Landgericht entschieden werden musste. Der Prozess ging zu unseren Gunsten aus."
Nach Volksstimme-Informationen ging es im Kern um eine im Vertrag vereinbarte Anhebung der Miete, über deren Umsetzung beide Seiten unterschiedliche Auffassungen vertraten. Der Vertrag war 2005 für 10 Jahre abgeschlossen worden.
Hotelchefin Gabriele Golz war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Detlef Dahms, der als Geschäftsführer des Ratswaagehotels auch die Vermarktung des Hotels in der Grünen Zitadelle mit übernommen hatte, erklärt das Aus so: "Die Mietforderungen waren überzogen und nicht angemessen. Da keine Einigung zu einer wirtschaftlich sinnvollen Miethöhe gefunden werden konnte, musste nach Rechtskräftigkeit des Urteils Insolvenz angemeldet werden."
Nach seinen Angaben lief das Hotel im Hundertwasserhaus in den vergangenen Monaten immer besser. Die Hotelauslastung habe sich für den Magdeburger Markt in den letzten Monaten positiv entwickelt, sagte er. Die Mietforderungen aber hätten schließlich für das Aus gesorgt. Ausschlaggebend sei auch die schlechte Vermarktung gewesen. "Für das Hotel und das Haus insgesamt gibt es seitens des Eigentümers so gut wie keine Werbung oder Vermarktung. Das mussten wir alles selbst erledigen", so Dahms. Die Folgen sehe man ja auch am Leerstand bei den Ladenflächen.
Eigentümer-Vertreterin Anja Schulze sieht die Auslastung des Hundertwasserhauses so: "Wir haben noch freie Flächen im Einzelhandelbereich im Erdgeschoss, zu denen derzeit Gespräche geführt werden." Auch seien 54 der 55 Wohnungen inzwischen vermietet. Und was das Hotel angehe, sei man bestrebt, die 42 freien Zimmer wieder als Hotel zu nutzen. "Aktuell suchen wir einen neuen Betreiber für das Hotel und sind auch sehr zuversichtlich, können aber keinen Zeitraum nennen für eine Wiedervermietung. Klar ist nur eines: Wir selbst werden dort kein Hotel betreiben."
Rainer Nitsche, Magdeburgs Beigeordneter für Wirtschaft und Tourismus, will den Hotel-Rückzug nun zum Anlass nehmen, sich vor Ort ein Bild zu machen. Am 28. Februar soll es gemeinsam mit der Magdeburg Marketing Kongress und Tourismus GmbH ein Gespräch mit der Gero GmbH als Eigentümer des Hundertwasserhauses geben. Nitsche: "Dort werden wir besprechen, ob wir als Stadt bei der Vermarktung des Hundertwasserhauses unterstützen können. Das Haus ist schließlich nach dem Dom unser Tourismusmagnet Nummer 2."