20-jähriger Mordangeklagter aus dem Harz legt am ersten Verhandlungstag ein Geständnis ab "Ich hab ihn mit dem Hammer erschlagen"
Der 20-jährige Christian K. muss sich seit gestern wegen Mordes vor dem Magdeburger Landgericht verantworten. Er legte zum Prozessauftakt ein Geständnis ab. Mit einem Vorschlaghammer richtete er den vor ihm gefesselten Elektromeister aus Wernigerode im Keller seines Hauses mit vier Schlägen gegen den Kopf hin.
Magdeburg l Seit seiner Festnahme am 30. Mai sitzt Christian K. (damals 19 Jahre) in Untersuchungshaft. Oberstaatsanwalt Hauke Roggenbuck wirft ihm Mord, begangen aus Habgier und zur Vertuschung einer Straftat vor. Das Magdeburger Landgericht könnte den Harzer dafür als Heranwachsenden zu maximal zehn Jahren oder als Erwachsenen zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilen. Im Gerichtsverfahren soll dies noch geklärt werden.
Die Tat selbst räumt der Angeklagte umfänglich ein. Im Beisein der Witwe des Opfers, Ramona Wopat, berichtet Christian K. von den grausamen Details des Pfingstwochenendes: Seine Schilderung beginnt am Sonnabend, 26. Mai. Er ist bei seinem Bruder in Halberstadt. Der übrigens zurzeit auch in Haft sitzt wegen Diebstahls unter Waffengewalt. Die Brüder sind an diesem Tag an der Spielkonsole. In der Wohnung leben noch die Verlobte des Bruders und ihre Kinder. Die jungen Männer trinken. Gegen 23 Uhr will Christian K. Nachschub holen. Er hat kein Geld und fasst den Entschluss, nach Wernigerode zu fahren, um im Haus des Elektromeisters nach Barem zu suchen. Er kennt sich dort gut aus, weil er mit dessen Tochter von Dezember 2011 bis Januar 2012 ein Verhältnis hatte. Er weiß daher, dass die Türen im unteren Bereich des zweigeschossigen Hauses nie abgeschlossen sind. Ihm ist auch bekannt, dass die Großeltern im oberen Geschoss schlafen. Außerdem steht auf dem Hof ein alter Renault Kangoo, den er zu Geld machen könnte. Er selbst hat keinen Führerschein. Den Mercedes der Familie hatte Christian K. schon im Januar gestohlen, damit Benzin getankt, ohne zu bezahlen und war bei seiner Flucht frontal in einen Streifenwagen gefahren. Zwei Beamte wurden verletzt.
Dieses Mal hat es Christian K. auf Geld und Schmuck abgesehen. Er fährt mit dem Nachtzug von Halberstadt nach Wernigerode. Dort sucht er das Haus auf und durchwühlt alles. Er findet 70 Euro, die Renault-Schlüssel und zwei Goldringe - fährt zurück nach Halberstadt. Er kauft Alkohol von dem Geld und trinkt mit seinem Bruder bis abends an der Spielkonsole.
In der nächsten Nacht kehrt der 19-Jährige zurück an den Tatort, wieder mit dem Zug. Er will nun den Renault holen, dessen Schlüssel er schon hat. Diesmal betritt er gegen 2 Uhr das Grundstück mit Sturmhaube maskiert, einer Spielzeugpistole und Handschuhen. Er trifft dort auf das spätere Opfer.
Christian K. drängt ihn ins Haus. Im Bad, gleich im Erdgeschoss, fesselt er den Elektromeister in der Wanne und wirft ihm eine Decke über. Dann durchsucht der 19-Jährige das Haus und findet 50 Euro.
Im oberen Geschoss schlafen die Großeltern. Er sieht sie im Bett liegen und geht wieder ins Erdgeschoss. Von dort will, Christian K. das spätere Opfer in den Keller bringen. Weil es zu warm ist, hat er seine Maskierung abgenommen. Deshalb soll die Decke über dem Kopf von Holger Wopat die Sicht auf den Räuber verhindern. Er erkennt ihn aber an der Stimme. "Christian, bis du das?", sagt er. K. stößt ihn daraufhin den Keller herunter, immer vor sich her. In seinem Geständnis, das seine Verteidigerin Heidrun Ahlfeld vorträgt, erklärte er: "Ich wollte ihn nicht verletzen." Doch das Opfer stürzt im Keller. Holger Wopat schreit und wimmert vor Schmerzen. Der Angeklagte: "Ich habe Panik bekommen. Da habe ich den Hammer gesehen." Dieser ist drei Kilogramm schwer und hat einen 45 Zentimeter langen Griff. Er umfasst ihn mit beiden Händen und holt aus. Vor ihm kniet unter der Decke das Opfer.
"Ich habe zweimal zugeschlagen, dann sackte er zusammen", sagt er in seinem Geständnis. Dann habe er noch zwei weitere Male auf den Kopf gezielt, bis es ruhig wurde. Mit dem Stiel des Hammers habe er die Decke beiseite geschoben und gesehen, dass der Elek-tromeister tot ist. Christian K. geht zurück ins Wohnzimmer, sucht Bekleidungssachen des Opfers und zieht diese an. Seine eigenen und auch die Sturmhaube lässt er zurück. Warum, das könne er dem Gericht nicht mehr sagen. Der Angeklagte fährt mit dem Renault zurück nach Halberstadt. Einen Tag später verkauft er die Goldringe an einen Juwelier. Nach nur 48 Stunden erfolgt die Festnahme.
"Ich bereue alles zutiefst", lässt er seine Verteidigerin sagen. Einen Blickkontakt mit der Witwe vermeidet er. Ramona Wopat sitzt als Nebenklägerin im Gerichtssaal und sagt der Volksstimme: "Ich möchte nur, dass er nie wie freikommt." Es sind mindestens sieben weitere Verhandlungstage angesetzt.