1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Im Unglückshotel stinkt es

Immer wieder dubiose Vorgänge um frühere Ferienanlage in Hüttermühle bei Genthin Im Unglückshotel stinkt es

Von Andreas Mangiras 12.10.2013, 03:10

Genthin l Der Buttersäure-Anschlag auf das Hotel in Hüttermühle bei Genthin ist der vorerst letzte Vorfall in einer Kette seltsamer Ereignisse, abgeurteilter Straftaten und unaufgeklärter dubioser Vorgänge. Und immer wieder scheinen die gleichen Menschen damit zu tun zu haben.

Das Vorwendejahr 1988 muss für die Ferienanlage in Hüttermühle unter keinem guten Stern gestanden haben. Das durchaus ansprechende Vorzeigeobjekt sozialistischer Erholungskultur überstand die ersten Jahre der deutschen Einheit nicht lange.

1998 erwarb Gabriele S., Frau des Roßdorfer Geschäftsmannes Uwe S., für umgerechnet 450 000 Euro das zu dieser Zeit leerstehende Hotel. Im April 2001 brach hier ein Feuer aus, das das Hotel schwer beschädigte. Die Umstände, wie es zum Brand kam und wer dafür die Verantwortung trug, sind bis heute ungeklärt. Auf vier Millionen Euro war die Anlage versichert. Obwohl sie sich sträubte, musste die Versicherung auf Gerichtsbeschluss hin einen Großteil der Summe an Gabriele S. auszahlen.

Wie sich in mehreren Prozessen an den Landgerichten Magdeburg und Stendal aus den Jahren 2009 bis 2012 ergab, begann der Mann der Hotelbesitzerin, Uwe S., mit Geschäftspartnern ein Konstrukt von Firmen, falschen Angaben, Scheingeschäften und fingierten Rechnungen Betrügereien aufzuziehen. Zwischen 2003 und 2008 wollte er sich so, 1,2 Millionen Euro an Subventionen für die Hotelanlage Hüttermühle erschleichen. Uwe S. und seine Partner hatten vorgegeben, 2,4 Millionen Euro investieren zu wollen. Sechs Arbeitsplätze und vier Lehrstellen sollten entstehen. Real sollen Investitionen von 900.000 Euro geplant gewesen sein. 445 000 Euro soll das damalige Landesförderinstitut Sachsen-Anhalt, die heutige Investitionsbank des Landes, tatsächlich gezahlt haben.

Ob für das neue Hotel-Projekt vom Jahrgang 2013 öffentliche Förderung beantragt wurde und geflossen ist, konnte das Wirtschaftsministerium gestern Nachmittag nicht mitteilen.

Auch Hotelbesitzerin Gabriele S. sollte sich 2012 am Landgericht Stendal wegen Subventionsbetruges verantworten. Ihr Mann Uwe war in dieser Angelegenheit schon zu zweieinhalb Jahren verurteilt worden. Als Mitwisserin wurde gegen die Zahlung von 100.000 Euro das Verfahren gegen sie eingestellt.

In zwei weiteren Fällen war die Roßdorfer Unternehmerfamilie in Brände verwickelt, die ihre Firmen betrafen. Uwe S. ließ seine Autohäuser in Genthin und Rathenow in Brand stecken, um die Versicherungssumme zu kassieren. Dafür wurde er zu fünf Jahren Haft verurteilt. Für die Anstiftung zum Bankrott seiner Autohäuser wurde er zu zwei Jahren Haft verurteilt.

In Summe mit dem Betrugsurteil Hüttermühle macht das neuneinhalb Jahre Haft für Uwe S.

Im Juli 2010 bildete das Landgericht Stendal aus allen drei Urteilen eine Gesamthaftstrafe von siebeneinhalb Jahren. Uwe S. ist inzwischen wieder auf freiem Fuß. Er wurde vorzeitig aus der Haft entlassen. Er gilt als Kronzeuge der Staatsanwaltschaft im Tongruben-Skandal Möckern-Vehlitz und im Prozess gegen Lothar Finzelberg, Landrat des Jerichower Landes, wegen uneidlicher Ausssage vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss. In Möckern und Vehlitz sollen illegal hundertausende Tonnen Abfall eingelagert sein.

Ob und welche Rolle Familie S. in dem aktuellen Fall spielt, muss nun die Polizei prüfen. Die Beamten stehen noch ganz am Anfang ihrer Ermittlungen in Hüttermühle. Dort wohnt übrigens auch Landrat Finzelberg.