Jüdische Gemeinde hofft auf mehr Schutz
Halle (dpa/sa) - Zwei Tage nach dem antisemitischen Anschlag auf eine Synagoge in Halle will die jüdische Gemeinde weiter ihre Religion leben, hofft aber auf mehr Sicherheit. Er habe Angst gehabt, dass Leute aus Angst nicht in die Synagoge kommen würden, sagte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Max Privorozki, am Freitag vor dem jüdischen Gotteshaus. Doch einige der Gemeindemitglieder, die den Anschlag am Mittwoch hautnah erlebten, seien bereits einen Tag nach den Ereignissen zur Synagoge gekommen und hätten angekündigt, auch am Freitagabend am Schabbat teilnehmen zu wollen. Der Schabbat ist im Judentum der Ruhetag - wie für Christen der Sonntag. Er beginnt Freitagabend und reicht bis zum Samstagabend.
Der Vorsitzende habe zudem Hunderte E-Mails und andere Nachrichten seit dem Anschlag erhalten. "Das zeigt wirklich, dass wir nicht allein sind", sagte Privorozki. Wichtig sei nun, für den Schutz der jüdischen Einrichtungen in ganz Deutschland zu sorgen. "Die Situation in Deutschland ist so, dass ich in absehbarer Zeit keine Chance sehe, dass der Schutz von jüdischen Objekten nicht notwendig wäre", sagte Privorozki.
Nach der Zusage von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) zum Schutz jüdischer Einrichtungen hoffe er, dass es in dieser Frage Kontinuität gebe, damit ein bestimmtes Schutzniveau gewährleistet sei. Beim Anschlag auf die Synagoge in Halle am Mittwoch hatte es trotz des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur keine Polizeipräsenz gegeben.
In Bayern würden nach Angaben des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, alle jüdischen Gemeinden bei allen Gottesdiensten durch die Polizei geschützt, sagte Privorozki. Seehofer habe am Donnerstag zugesagt, dass in der nächsten Sitzung der Innenministerkonferenz über bundeseinheitliche Lösungen in dieser Frage gesprochen werden solle. "Ich hoffe, als Muster wird Bayern genommen und nicht Sachsen-Anhalt, so dass wir hier geschützt werden, wenn Gottesdienste stattfinden."