Was Polizisten zur Silvester-Party erzählen Junge tuckert auf Eigenbau-Traktor zur Kita
Der Polizeialltag ist nicht nur geprägt von Unfällen, Einbrüchen und
leidvollen Auseinandersetzungen. Gelegentlich sorgen auch ungewöhnliche
und kuriose Einsätze zwischen Harz und Altmark für Schmunzler bei den
Beamten.
Magdeburg l Zu mehr als 150.000 Polizeieinsätzen mussten die Beamten im Jahr 2013 zwischen Harz, Börde, Jerichower Land und Altmark ausrücken. Einige Fälle sind dabei den Ordnungshütern besonders in Erinnerung geblieben:
Eine Traktorfahrt ist lustig, aber nicht immer erlaubt: Einer Polizeistreife fällt am 23. September in einem kleinen Dorf im Harzvorland ein Traktor der Marke Eigenbau auf. Am Steuer sitzt auf einem Küchenstuhl aus Holz ein 46-Jähriger, daneben sein dreijähriger Sohn. Die Beamten fragen erstaunt, wo es denn hingehen soll? "Na, ich muss den Jungen zur Kindertagesstätte bringen. Das machen wir schon lange so", meint der Bauer. Schon lange? Das finden die Beamten interessant, denn für den Traktor aus den 80er Jahren konnte der Vati weder Betriebserlaubnis noch ein Gutachten einer amtlichen Prüfstelle vorlegen. Warum auch, er hat ja nicht einmal eine Fahrerlaubnis. Pech, die Kita-Fahrten darf es so nicht mehr geben. Neben dem Fahrverbot erstatteten die Polizisten auch Anzeige wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis und Verstoß gegen das Pflichtversicherungsgesetz.
Rauchen kann süchtig und manchmal auch strafbar machen: Wenn nachts um 2.15 Uhr den Polizisten ein Radlader entgegenkommt, ist dies ein Grund für eine Kontrolle. So geschehen am 2. März in Blankenburg im Harz. Die Beamten stellen ihr Blaulicht an, das Baufahrzeug stoppt. Der Fahrer springt mit einem Satz heraus, qualmt ab. Noch während der eine Beamte mit der Handbremse das Baufahrzeug sichert, fällt dem anderen die nach oben versetzte Schaufel des Radladers auf. Samt Betonfundament befindet sich darin ein Zigarettenautomat. Den hatte der Unbekannte zuvor vor einer Videothek herausgerissen. Den Radlader stahl er offenbar auf einer Baustelle um die Ecke. Der Täter bleibt verschollen.
Schweinerei auf dem Pritschenwagen: Alles andere als Schwein hat am 13. März ein Transporterfahrer in Derenburg im Landkreis Harz. Er wird von Polizisten gestoppt und ungläubig nach seiner Ladung gefragt. "Na sehen Sie doch, ein Schwein", sagt er. Die Beamten fühlen sich verschaukelt. Denn ein loser rollender Käfig mit einem lebenden Schwein ist auch nach der Straßenverkehrsordnung eine Sauerei und wird als solche mit 50 Euro Strafe belangt. Die Weiterfahrt wird untersagt. Wie der Mann das Tier nach Hause bekommt, ist nicht überliefert.
Pelikan "Werner" und sein bester Stunt: Notlandung am 20. August gegen 21.30 Uhr an der Bundesstraße 81. Ein Pelikan watschelt an der Kreuzung bei Halberstadt hin und her. Da hat wohl einer in der Luft den falschen Abzweig genommen? Die Beamten alarmieren die Tierrettung der Feuerwehr, der Zoo bietet später Asyl. Kurze Zeit später die Auflösung: Der Pelikan heißt "Werner", stammt aus der Filmtierschule Sickte in Niedersachsen und hat einen ungenehmigten Ausflug ins 50 Kilometer entfernte Halberstadt gemacht. Der Stunt bleibt für ihn nicht folgenlos. Seine Flügel sind jetzt vorsorglich gestutzt worden.
Die Bombe, die nicht richtig tickt: Vor einer Sparkasse in Parey im Jerichower Land wird am 13. November ein Paket mit der Aufschrift "Bombenalarm!" entdeckt. Offenbar, um der Drohung Nachdruck zu verleihen, steht auf dem Karton "Tick, tack, tick, tack ...". Und falls noch immer Zweifel am Inhalt des Pakets besteht, mit Filzstift ist "00.10" draufgekritzelt. Die zehn Minuten sind längst um, als das Expertenteam des Landeskriminalamtes mit Sprengstoffhunden an der evakuierten Bank eintrifft. Es passiert dennoch nichts. Das Paket ist leer. Dafür der Täter nicht gerade schlau. Weil die Adresse auf dem Paket nicht entfernt wurde, führt sie zu einem 13-Jährigen in einer Genthiner Schule. Er gibt Langeweile als Grund an.
Motorbootfahrer verirrt sich auf der Elbe: Es ist etwa so, als würde sich ein Straßenbahnfahrer verfahren. Orientierungslos ohne Nebel auf einem Fluss? Das gibt es, so passiert am 31. August gegen 23 Uhr auf der Elbe. Ein Motorbootfahrer verpasst auf der Fahrt von Halle/Saale nach Hildesheim den Abzweig zum Mittellandkanal und weiß nicht, wo er ist. Er fragt einen im Dunkeln sitzenden Angler, der ihm aber auch nicht weiterhelfen kann. Per Handy ruft der Mann die Wasserschutzpolizei um Hilfe. Die lässt sich das "blaue Licht einer Brücke" beschreiben und erkennt das Wasserstraßenkreuz bei Hohenwarthe. Mit ein paar Anweisungen können ihn die Beamten nach Hause lotsen.
Lallend beim Direktor: Der große Bruder eines Schönebecker Schülers taucht am 26. September in dessen Klassenraum auf und fordert lallend die Lehrerin auf: "Los, mitkommen zum Direktor!" Er will einen vorausgegangenen Streit klären, mit 1,5 Promille im Blut. Zur Verstärkung ist deshalb auch sein 28-jähriger Kumpel dabei. Der hat gleich 2 Promille auf dem Kessel. Erwartungsgemäß kommt es nicht zur Aussprache, dafür haben die beiden für ihren ungebetenen Schulbesuch aber nun eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs am Hals.
Ein Polizist als Hundedompteur: Ein Hund sperrt sein Frauchen am 8. Mai auf einer Landstraße bei Salzwedel aus dem Auto aus. Das Tier hatte sich auf dem Beifahrersitz übergeben und die Frau legte ihn daraufhin nach hinten. Während sie wieder vorn einsteigen will, kommt Wuffi auf den Sensor der Zentralverriegelung und es macht klick. Ein zufällig am Ort vorbeifahrender Polizist erweist sich als Retter. Mit einem Leckerli schafft es der Beamte den Hund in Bewegung zu setzen, der dabei erneut auf den Sensor tritt. Die Türen öffnen sich und die Hamburgerin jubelt.
Einbrecher gehen auf Nummer sicher: Man weiß ja nie, wie der Abend endet. Selbst Ganoven gehen da offenbar auf Nummer sicher. Am 24. April entdecken Polizisten während einer Kontrolle in Magdeburg bei einem 26-Jährigen aus der Hohen Börde gleich einen ganzen Kondomautomaten samt Einbruchswerkzeug auf dem Rücksitz. Der Mitfahrer hat auch drei Tütchen Drogen dabei. Wo und ob es überhaupt an dem Abend eine Party geben sollte, dazu schwiegen die Männer lieber.