Kanuverband fordert nach Flut ein Umdenken
Magdeburg l Der Deutsche Kanu-Verband (DKV) hat sich am Montag auf seiner Präsidiumssitzung für einen bundesweit einheitlichen Hochwasserschutz ausgesprochen. "Wir wollen, dass unsere Gewässer frei fließen. Dazu muss es ein Miteinander von Wirtschaft, Tourismus und Sport geben. Und Hochwasserschutz darf nicht an Ländergrenzen halt machen", erklärte DKV-Präsident Thomas Konietzko im Bootshaus des SC Magdeburg. Der DKV fordert in seinem Papier "Es ist Zeit für unsere Gewässer" unter anderem die Renaturierung begradigter Gewässer, die Reduzierung von Verkehr sowie intensiver Landwirtschaft in Ufernähe.
Der Kanu-Verband nutzte die Sitzung in Magdeburg auch zu einer Bestandaufnahme nach dem Hochwasser. Rund 100 Bootshäuser seien von der Flut betroffen, davon 16 in Sachsen-Anhalt. Die Schäden reichten von 15 000 bis 500 000 Euro, berichtete Konietzko. Eine Schadenshöhe allein für die Kanuvereine ist nicht ermittelt worden. "Die Schäden für alle Sportvereine in Sachsen-Anhalt liegt bei fast 25 Millionen Euro", sagte Lutz Bengsch, Vorstandsvorsitzender des Landessportbundes.
Mit Spenden und Eigenmittel des Verbandes in Höhe von knapp 29 000 Euro leistete der DKV unbürokratisch Soforthilfe. 1000 Euro aus dem Topf erhielt der Kanu-Klub Börde Magdeburg. "Wir haben mit dem Geld unsere Warmwasserversorgung wieder hergestellt", berichtete Ralf Tschirpig. Der rund 120 Mitglieder zählende Verein kam recht glimpflich davon, inzwischen ist nach Außen fast nichts mehr vom Elbe-Hochwasser zu sehen. "Unser Inventar konnten wir auch retten. Aber die Heizung ist defekt, das schlägt allein mit 25 000 Euro zu Buche", berichtete der Vereinsvorsitzende. Die Hochwasserhilfe des Bundes sei inzwischen bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt beantragt. "Wir rechnen im Oktober oder November mit dem Entscheid", sagte Tschirpig.
"Wir müssen alles dafür tun, dass es nicht ein weiteres Jahrhunderthochwasser gibt", forderte Konietzko. Die DKV-Spitze mahnte, dass nach der Flut 2002 zu wenig passiert sei. "Man kann feststellen, dass es Umsetzungsdefizite gibt", sagte DKV-Vizepräsident Friedhelm Wollner, "da muss von Politik und Verwaltung mehr passieren."