Zahl der Erkrankungen gegenüber dem Vorjahr vervierfacht Keuchhusten ist wieder auf dem Vormarsch
327 Fälle von Keuchhusten wurden in diesem Jahr bisher in Sachsen-Anhalt gemeldet. Das sind mehr als viermal so viele wie im Vergleichszeitraum 2011.
Magdeburg (rgm) l Im Jahre 2006 waren in Sachsen-Anhalt 859 Menschen neu an Keuchhusten erkrankt. Dies war der Negativrekord, danach sank die Zahl auf 280 im vergangenen Jahr. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts Berlin ist die Zahl der Neuerkrankungen zwischen Altmark und Harz wieder stark angestiegen - auf 327 Fälle bis Mitte Mai. Damit sind in diesem Jahr schon viermal mehr Menschen an Keuchhusten erkrankt als im Vergleichszeitraum 2011.
Die meisten Neuerkrankten in Sachsen-Anhalt gibt es mit 78 Fällen in Halle (Vorjahr Platz 16). Platz zwei nimmt mit bisher 68 Neuerkrankungen der Landkreis Mansfeld-Südharz (Vorjahr Platz drei) ein und mit 64 Neuerkrankungen liegt der Saalekreis (Vorjahr Platz eins) jetzt auf dem dritten Rang.
Im Norden Sachsen-Anhalts gibt es die meisten an Keuchhusten Neuerkrankten in Magdeburg (47), gefolgt vom Landkreis Harz (36), Salzlandkreis (31), Landkreis Börde (28), Altmarkkreis Salzwedel (16) und Landkreis Stendal (15).
Zu den Gründen für die Zunahme der Zahl der Neuerkrankungen erklärte Professor Gerhard Jorch, Direktor der Universitätskinderklinik Magdeburg, der Volksstimme: "Die Immunität gegen Keuchhusten währt bei Erwachsenen nicht lebenslang. In unserer Gesellschaft werden immer weniger Kinder geboren. Damit wird auch die Chance für Erwachsene kleiner, durch Kontakt mit an Keuchhusten erkrankten Kindern ihre Immunität aufzufrischen. Wenn dem nicht durch Keuchhustenimpfung im Erwachsenenalter entgegengewirkt wird, haben wir automatisch mehr an Keuchhusten erkrankte Erwachsene. Da Kinder durch die Säuglingsimpfungen gegen Keuchhusten verhältnismäßig gut geschützt sind, erkranken heute mehr Erwachsene an Keuchhusten als Kinder."
Gesundheitsminister Norbert Bischoff (SPD) mahnte Eltern, ihre Kinder und sich selbst zu schützen. "Um einen optimalen Infektionsschutz bei Keuchhusten zu gewährleisten, ist eine regelmäßige Auffrischung der Impfung elementar. Besonders Eltern mit kleinen Kindern sollten alle Chancen nutzen, sich und ihr Kind zu schützen. Sie helfen damit, eine Verbreitung der Krankheit zu verhindern", betonte Bischoff.
Das unterstrich auch Jens Hennicke, Leiter der Techniker Krankenkasse Sachsen-Anhalt."Keuchhusten gehört zu den gefährlichsten Infektionskrankheiten im Säuglingsalter und wird seit einigen Jahren zudem häufig bei älteren Kindern und Jugendlichen diagnostiziert", sagte er.
Die Keuchhustenimpfung zählt laut Ständiger Impfkommission beim Robert-Koch-Institut zu den Schutzimpfungen. Deshalb werden die Kosten für diese Impfungen von den Krankenkassen übernommen. Für Versicherte sind sie kostenfrei. Seite 19