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Kinderbetreuung Kita-Kosten schießen in die Höhe

Seit 2012 gibt Sachsen-Anhalt fast doppelt so viel für die Kinderbetreuung aus. Doch auch die Nachbarländer investieren massiv.

18.12.2017, 23:01

Magdeburg l In der Debatte um die gestiegenen Ausgaben für die Kinderbetreuung steht Sachsen-Anhalt nicht allein da. Recherchen der Volksstimme belegen, dass alle Ost-Länder und Niedersachsen ihr Portemonnaie deutlich weiter aufmachen als noch vor fünf Jahren: Das Plus liegt zwischen 21 und 80 Prozent. Sachsen-Anhalt führt diese Liste an, hier stiegen die Ausgaben von 184 auf 332 Millionen Euro. Ähnlich groß ist der Aufwuchs in Brandenburg, dort nimmt die Landesregierung 165 Millionen Euro mehr in die Hand. In Thüringen fiel der Anstieg mit 37 Millionen Euro dagegen vergleichsweise gering aus.

Fast alle Länder haben zuletzt in die Verbesserung der Personalschlüssel investiert – es sind mehr Erzieher in den Einrichtungen als noch im Jahr 2012. Doch immer stärker versucht die Politik, auch die Eltern zu entlasten.

Niedersachsen will die Kita-Beiträge bei den für Drei- bis Sechsjährige 2018 komplett abschaffen – derzeit ist bereits das letzte Kindergartenjahr vor der Einschulung kostenfrei. Für die Umsetzung der Pläne sind rund 250 bis 300 Millionen Euro zusätzlich nötig. Schon jetzt liegen die Gesamtkosten bei 821 Millionen Euro pro Jahr.

Damit würde sich Niedersachsen langsam auf Berliner Verhältnisse zubewegen. Der Stadtstaat gibt pro Jahr 1,5 Milliarden Euro aus. Das sind rund 5,61 Prozent des gesamten Haushalts – mit Abstand der Spitzenwert im Osten. In Sachsen-Anhalt sind es 2,96 Prozent. In Berlin sind bereits die letzten fünf Jahre vor der Einschulung beitragsfrei, ab August fallen dann auch für die Kleinsten die Beiträge weg.

Auch Thüringen schlägt diesen Weg ein, 2018 soll das letzte Kita-Jahr kostenfrei gestellt werden. Bei einem durchschnittlichen Elternbeitrag von rund 120 Euro pro Monat sparen Familien damit im Durchschnitt 1440 Euro jährlich.

Davon können Eltern in Sachsen-Anhalt derzeit nur träumen. Ein 10-Stunden-Platz in der Krippe kostet bis zu 260 Euro monatlich, bei den Drei- bis Sechsjährigen sind es bis zu 180 Euro. Ein beitragsfreies Jahr gibt es nicht. Für viele Eltern ist es in den vergangenen Jahren sogar teurer geworden.

Bis zum Sommer soll ein neues Kinderförderungsgesetz erarbeitet werden. Geht es nach Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD), sollen Eltern mit mehreren Kindern nur noch für das älteste Kind Kita-Beiträge zahlen. Familien mit zwei Kindern könnten so mehr als 2000 Euro jährlich sparen. Die CDU will das komplizierte Finanzierungsystem dagegen komplett umstellen.

Am Dienstag debattiert der Landtag erneut über die Kita-Kosten. Die Ausgaben des Landes sollen 2018 um weitere 30 Millionen Euro steigen.

Kommentar "Hoher Anspruch, hohe Kosten" zum Thema.