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Kirche zu Ostern Schutzengel Marke Eigenbau

Die Corona-Pandemie schränkt auch das kirchliche Leben ein. Zu Ostern finden die Kirchen neue Wege, in der Krise optimistisch zu bleiben.

Von Herbert Spies 08.04.2020, 23:01

Magdeburg l Es ist nicht wichtig, wie groß ein Schutzengel ist. Oder aus welchem Material er besteht. Auch eine schlichte, mit weißem Papier und zwei Flügeln beklebte Klopapier-Papprolle erfüllt deshalb ihren Zweck. In der katholischen Gemeinde St. Barbara in Helbra hängen am Zaun vor der Kirche viele selbstgebastelte Figuren. „Schutzengel zum Mitnehmen“ steht mit Kreide geschrieben auf der Mauer darunter. „Viele Menschen haben Angst in dieser Zeit. Und es ist schon schwieriger, die Bedeutung der Osterkerze zu erklären, sagt Gemeindereferentin Teresa Hofmann von der Pfarrei Sankt Georg in Hettstedt. Viele von denen, die an der Kirche St. Barbara vorbeikommen, nehmen einen Engel mit, die Gemeinderefrentin hängt immer neue Figuren an den Zaun. Was das mit Ostern zu tun hat? „Groß und Klein sollen wissen, dass sie beschützt sind. Wir wollen deutlich machen, was wir Ostern feiern. Und nicht nur wegen Corona jammern und sagen: Uns fehlt der Gottesdienst!“

Zu den Unermüdlichen zählt auch Anne-Christina Wegner, Pfarrerin vom evangelischen Pfarrbereich Laucha an der Unstrut. Sie verteilt in insgesamt 14 Orten Postkarten mit aufmunternden Botschaften und Andachten im DIN-A-4-Format. „Mich treibt der Gedanke an, dass wir verbunden sind, auch wenn wir uns nicht sehen“, sagt die 57-Jährige fröhlich. In Sachsen-Anhalt gehören nur 15 Prozent der Menschen einer christlichen Kirche an. Zwölf Prozent sind evangelisch, drei Prozent katholisch, sagt das Statistische Landesamt in Halle. Anne-Christina Wegner kümmert sich um alle in ihrem Wirkungskreis: „ Wir schauen nicht rein in die Menschen. Bei uns ist die Freundlichkeit zuverlässig. Wir arbeiten sinnvoll.“

Einen Impuls aus dieser Zeit der Krise und von den zahlreichen Einschränkungen für die Kirche und ihre Arbeit mit den Menschen erhofft sich auch Miriam Fricke, Gemeindeassistentin der katholischen Pfarrei St. Franziskus in Bad Liebenwerda. „Es geschieht ja nicht weniger Ostern, wenn wir es am Küchentisch feiern“, sagt die 27-Jährige. Über Facebook ruft sie dazu auf, Stoff und Gummibänder für Kittel und Schutzmasken zu spenden und sucht Näherinnen. „Mich berührt die Welle der Hilfsbereitschaft. Es passiert ganz viel in der Kirche“, sagt Miriam Fricke.

Gottesdienste dürfen wegen der Corona-Pandemie nur ohne Gemeinde stattfinden. Deshalb werden sie aufgezeichnet oder per Livestream übertragen (siehe Infokasten). „Ich erlebe das als eine unwirkliche Situation, eine eigenartige Atmosphäre“, meint der Magdeburger Bischof Gerhard Feige. Er darf nur mit der erlaubten Mindesbesetzung von Kameraleuten und Technikern und dem vorgeschriebenen Abstand zueinander in der Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg am Altar stehen. „Das ist für uns ein Lernprozess. Es ist gut, dass wir nicht völlig gelähmt sind angesichts dieser Situation“, so der Bischof. Die evangelischen Kirche hat den Ostergottesdienst mit Landesbischof Friedrich Kramer im Dom aufgezeichnet. „Wir wollen kein technisches Riskio eingehen“, erklärt Sprecher Friedemann Kahl. Denn bei Leitungsproblemen helfen auch keine Schutzengel.