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HOHE CORONA-INZIDENZ Klinikum Merseburg behandelt nur Corona-Patienten aus Saalekreis

Die „Situation ist schlechter als im Vorjahr“. Das Krankenhaus ist ausgelastet, es gibt zu wenig Personal. Das Basedow-Klinikum Merseburg meldet sich von der Covid-Versorgung ab.

Von Robert Briest 04.11.2021, 07:48
Das Carl-von-Basedow-Klinikum hat Standorte in Merseburg und Querfurt.
Das Carl-von-Basedow-Klinikum hat Standorte in Merseburg und Querfurt. (Foto: Klinikum)

Merseburg/MZ - Besorgnis erregend sei die Entwicklung. Landrat Hartmut Handschak (parteilos) zeichnete am Mittwoch im Kreistag ein düsteres Bild von der Corona-Lage im Kreis und vor allem im Basedow-Klinikum „Die Situation ist deutlich schlechter als im Vorjahr.“ 15 Covid-Patienten werden aktuell im Krankenhaus behandelt, drei davon auf der Intensivstation. Das sind zwar weit weniger als zu Höchstzeiten im vergangenen Winter als teilweise dreistellige Werte erreicht wurden, aber eben auch 20 Prozent mehr als zum selben Zeitpunkt 2020, wie Geschäftsführer Lutz Heimann einordnete. Auch der Inzidenzwert ist mit 194 deutlich höher als vor Jahresfrist. „Wir erleben jetzt dreistellige Neuinfektionen jeden Tag. Die kommen in zwei Wochen dann vielleicht als Patienten zu uns.“

114 Neuinfizierte vermeldete der Kreis am Mittwoch. Der Landrat räumte jedoch ein, dass dies nicht die reale Zahl sei, die liege über 200: Das Gesundheitsamt hätte es nicht geschafft, alle Infektionen ins System einzupflegen.

Der wesentliche Unterschied zum bisherigen Covid-Höhepunkt vor zehn Monaten ist zudem, dass sich das Klinikum damals fast nur noch um die Pandemiebekämpfung kümmerte. Heute liegt die Auslastung dagegen bereits ohne Covid-Patienten bei 95 Prozent. Zum einen, weil elektive, also nicht dringend notwendige, Operationen derzeit noch planmäßig durchgeführt werden. Zum anderen gab es in den vergangenen Wochen eine ungewöhnlich hohe Zahl von eingelieferten Notfällen. Woran das liegt, vermochte Heimann nicht einzuschätzen.

Die hohe Auslastung trifft auf Personalmangel. Über alle Berufsgruppen liege der Ausfall gerade bei 30 Prozent, erklärte Heimann. Das liegt an eigenen Erkrankungen, aber auch an Krankschreibungen und Quarantäne von Mitarbeitern mit Kindern. Denn in Schulen und Kitas häufen sich derzeit nicht nur die Corona-Fälle, sondern auch Infektionen mit RS-Viren. Deshalb, so erklärte Handschak, könne das Basedow auf drei Stationen nicht mehr die gesetzlichen geforderte Anzahl an Pflegekräften erfüllen. Dafür drohen Strafzahlungen. Aus Sicht von Heimann ist die Patientenversorgung aber wichtiger.

Angesichts der Summe an Problemen hat sich das Basedow nun von der Covid-Versorgung abgemeldet. „Wenn jemand aus dem Saalekreis zu uns kommt, nehmen wir ihn auf“, beruhigte Heimann, aber das Klinikum will keine Patienten mehr aus anderen Kreisen übernehmen. Dort sehe die Situation ähnlich schlecht aus, sagte der Klinikchef nach einem Gespräch mit halleschen Kollegen am Mittwoch. Er rechnet angesichts der aktuellen Entwicklung damit, dass das Basedow bald wieder die elektiven Behandlungen einschränken muss. Man bewerte die Situation jeden Tag neu.

Der Kreis wird derweil wohl am Freitag neue Maßnahmen beschließen, um den Anstieg der Neuinfektionen zu bremsen, denn mittlerweile leuchtet die eigene Corona-Warmampel überall rot. Welche Schritte der Pandemiestab beschließt, ließ der Landrat offen. Der Kreis will erst die neue Landesverordnung abwarten. Handschak machte aber deutlich: „Wir werden alles dafür tun, dass es solche Einschränkungen wie 2020 nicht noch mal geben muss.“