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Knochenmarkspende Harzer rettet kleinem Riley das Leben

Der Wernigeröder Mario Scharfe hat mit einer Knochenmarkspende dem heute sechsjährigen Amerikaner Riley zufällig das Leben gerettet.

Von Frank Drechsler 28.06.2019, 23:01

Wernigerode l Die Chancen, ein unbeschwertes Leben zu führen, standen 2013 für den texanischen Neubürger gleich nach der Geburt auf Null. Schon sehr früh hatten die Ärzte bei dem Jungen Leukämie diagnositiziert. Nur eine passende Knochenmarkspende versprach Hilfe. Die Wahrscheinlichkeit, in einer Datenbank auf einen genetischen Zwilling zu treffen, ist mehr als gering. Aber nicht für Riley Moss. Dessen Ärzte waren in der international vernetzten Spenderdatenbank fündig geworden und verdanken dies einem Zufall.

Er habe eigentlich einem an Leukämie erkrankten Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Hohegeiß helfen wollen. Die hatte vor rund zehn Jahren zu einer Typisierung aufgerufen. Feuerwehrleute aus dem ganzen Harz hatten sich daran beteiligt. Für den ehemaligen Feuerwehrmann, der seine Mutter und seinen Onkel an den Krebs verloren hat, eine Herzensangelegenheit. Ein geeigneter Spender wurde schließlich gefunden. Für Mario Scharfe, der damals noch im benachbarten Benneckenstein im Oberharz wohnte, war die Sache damit erledigt. „Nach ein paar Jahren bekam ich plötzlich Post von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei, die mich bat, nochmals Blut abzugeben. Ein möglicher Empfänger, dessen genetische Merkmale mit meinen übereinstimmen würden, sei gefunden worden. Ich käme mit hoher Wahrscheinlichkeit als Spender in Frage, hieß es damals. Dann ging alles sehr schnell“, erinnert sich der gelernte Koch und Bäcker.

Kurz hintereinander folgten weitere Untersuchungen, um ganz sicher zu sein, dass der heute 33-Jährige auch wirklich als Spender in Frage kommen würde. Volltreffer! Mario Scharfe ist der genetische Zwilling des kleinen Amerikaners. Der OP-Termin wurde für den 1. August 2013 angesetzt. Knapp ein Liter Gewebe wurde ihm dabei aus dem Beckenkamm entnommen. Alles ging gut, die Operation verlief reibungslos. „Ich habe alles gut überstanden. Wer die Spende bekommen sollte, wurde mir nicht mitgeteilt. So etwas bleibt generell erst einmal zwei Jahre geheim. Erst danach und nur, wenn es Spender und Empfänger wollen, werden Daten und Adressen weitergegeben. Als ich erfuhr, dass wirklich jemand durch mich weiterleben konnte, hat mich das tief berührt. Über Facebook und auch per WhatsApp sind wir, die Eltern Stephanie und Daylon und ich, seitdem in Kontakt. Sogar zum Vatertag habe ich Glückwünsche bekommen, obwohl ich keine Kinder habe. Ich dürfe mich aber gern wie der Vater von Riley fühlen. Das sind sehr emotionale Momente. Ein Treffen kam aber nicht zustande, auch wegen der Kosten“, erklärt Scharfe, der heute als Anlagenbediener arbeitet.

Ende letzten Jahres kam dann Bewegung in die Sache. Eine Verwandte der Eltern, Tante Manna, habe den Wahl-Wernigeröder nun eingeladen, die Familie anlässlich des Geburtstages und der anstehenden Einschulung Rileys zu besuchen. „Sie hat alle Kosten übernommen, mir sogar zum Buchen des Fluges ihre Kreditkartennummer mitgeteilt. Allerdings mit der Bitte, davon kein Haus oder Auto zu kaufen.“

Am 31. Juli geht es ab Frankfurt Airport nun los. Über den großen Teich zunächst nach Chicago und Dallas und dann hin nach Mineola. Zehn Tage Texas stehen dann für Mario Scharfe auf dem Programm. Gefeiert wird dann nicht nur Rileys Einschulung und dessen Geburtstag, der am 1. August, dem Termin der Knochenmarkspende, alljährlich begangen wird. Auch Mario feiert dann in „seiner“ Familie Geburtstag. Am 9. August wird er 34.