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Kokain-Sex-Masche Notarzt spricht über tote Schönebeckerin

Im Mittelpunkt des zweiten Verhandlungstags um den Harzer Ex-Chefarzt am Magdeburger Landgericht steht der Tod einer 38-jährigen Frau.

Von Matthias Fricke 04.10.2018, 19:19

Magdeburg l Der Prozess gegen einen ehemaligen Chefarzt des Ameos-Klinikums in Halberstadt ist am Donnerstag vor dem Magdeburger Landgericht mit den Vernehmungen von Rettungssanitätern, eines Notarztes sowie des Chefs der Intensivstation (ITS) der Klinik fortgesetzt worden. Dem Angeklagten 42-jährigen Dr. Andreas N. wird vorgeworfen, in mindestens zehn Fällen fünf Frauen Kokain beim Sex ohne deren Wissen und zum Teil auch gegen ihren Willen verabreicht zu haben. Ein Opfer verstarb an einer Kokainvergiftung.

Der Tod dieser 38-jährigen Schönebeckerin stand am Donnerstag  im Mittelpunkt der Verhandlung. Die verheiratete Frau, die der angeklagte Chirurg bereits seit einer Hand-OP im Januar 2017 kannte, war am 20. Februar 2018 im Schlafzimmer des Arztes kollabiert. Beide hatten laut einer ehemaligen Freundin des Opfers ein sexuelles Verhältnis.

Der Mediziner wählte an jenem Tag selbst den Notruf und sagte, dass er die Frau bereits reanimieren würde. Als die Retter eintrafen, öffnete der Angeklagte ihnen in Unterwäsche die Haustür. In der Wohnung angekommen, so erinnert sich der 41-jährige Fahrer des Rettungswagens, lag die Frau nackt auf dem Boden neben dem Bett. Den Rettern seien weiterhin lediglich Weingläser mit Kaffeebohnen und Zigarettenkippen aufgefallen. Sex-Spielzeug oder Drogen sahen sie nicht. „Die Frau hatte keinen Puls und keine Atmung, so dass wir die Wiederbelebung fortgesetzt haben“, erklärte einer der Sanitäter. Kurze Zeit später traf der Notarzt ein. Die Bemühungen zeigten zumindest den Erfolg, dass der Puls wieder einsetzte und stabilisiert werden konnte.

Der 61-jährige Notarzt: „Solche weiten Pupillen habe ich noch nie gesehen.“ Er äußerte aus diesem Grund auch früh die Vermutung, dass hier Drogen im Spiel sein könnten. Dies bestätigte später die Blutuntersuchung, die einen hohen Wert von Kokain und dessen Abbauprodukten ergab. Die Angehörigen schöpften da bereits den Verdacht einer Straftat, weil die Frau zuvor nie Drogen nahm.

Der Chefarzt der Intensivstation sagte aus, es sei eine „unselige Konstellation“ gewesen, dass Kokain den Körper unter Volldampf setzte und durch den Herzstillstand längere Zeit kein Sauerstoff im Gehirn ankam. Dies führte zu schweren Schäden. Am 26. Februar wurde offiziell der Tod festgestellt.

Der Fall war Ausgangspunkt von Ermittlungen, bei denen die Kriminalisten auf die anderen mutmaßlichen Opfer stießen. Die Masche: Die Frauen sollen bei unterschiedlichen Sexpraktiken das Kokain unbemerkt über die Schleimhäute aufgenommen haben. Eine Frau aus Berlin, die im November vor Gericht aussagen soll, verursachte unter Kokaineinfluss sogar zwei Verkehrsunfälle.

Der Angeklagte schweigt weiterhin zu den Vorwürfen. Insgesamt sind 30 Prozess-Tage bis Ende Januar geplant.