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Krankenhäuser Kinderklinik in der Altmark vor dem Aus

In Gardelegen steht die Kinderklinik möglicherweise vor dem Aus. Dabei wird dort gerade mit viel Landesgeld ein Mutter-Kind-Zentrum gebaut.

Von Alexander Walter 11.06.2020, 01:01

Magdeburg l Der Rohbau am Altmark-Klinikum steht bereits: 6,8 Millionen Euro fließen in ein Mutter-Kind-Zentrum, davon 5,3 Millionen von Land und Bund. Geplant war bei Fördergeldübergabe 2018 ein Gebäude, in dem eine neue Kinderklinik mit 16 Betten entstehen sollte. Der Neubau soll einen in die Jahre gekommenen Flachbau ersetzen.

Von den Plänen für die 22 000 Einwohner zählende Stadt hat sich der Träger, die Salus Altmark Holding, aber möglicherweise längst verabschiedet. Schon Mitte Mai wurden Mitarbeiter über Erwägungen informiert, die Pädiatrie im gut 40 Kilometer entfernten Salzwedel zu konzentrieren. Die Entscheidung sei noch nicht gefallen, betonte Salus-Sprecherin Franka Petzke gestern. Man befinde sich „mitten in einer intensiven Diskussion“.

Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Schumacher (SPD) indes hält schon die Debatte für ärgerlich: „Schließungspläne passen mit dem geförderten Neubau überhaupt nicht zusammen.“ Die Besonderheit aus ihrer Sicht: „Die Salus ist kein privater Träger, sondern eine Gesellschaft des Landes.“

Man könne nicht in Sonntagsreden von gleichwertigen Lebensverhältnissen in Stadt und Land sprechen und dann in einer Stadt wie Gardelegen die Kinderklinik dichtmachen. „Ich erwarte Verantwortungsübernahme der Entscheidungsträger auch in meiner Partei“, so die SPD-Politikerin. Das Land ist mit 81,8, der Altmarkkreis mit 18,2 Prozent an der Salus Altmark Holding beteiligt, die das Altmark-Klinikum in Gardelegen und Salzwedel betreibt. Über den Aufsichtsrat bestimmen damit Beate Bröcker, Staatssekretärin im Sozialministerium, zwei weitere Mitarbeiter des Ressorts sowie einer aus dem Finanzministerium den Kurs des Klinikums direkt mit.

Auf Anfrage, wie Neubau und mögliche Schließung zueinanderpassen, antwortete die Salus: Nur ein Teil der Investitionen in das Mutter-Kind-Zentrum sei für die Pädiatrie verplant. Geld fließe etwa auch in eine interdisziplinäre Station. Ob eine Abstimmung mit dem Land als Fördergeldgeber erfolgen muss, sei erst nach einer Entscheidung über die Zukunft der Pädiatrie zu klären. In jedem Fall sei eine Stärkung der ambulanten Versorgung geplant.

Als Argumente für eine Schließung nannte die Salus betriebswirtschaftliche Gründe und die schwierige Suche nach Fachpersonal. Die Gardelegener Kinderklinik behandelte zuletzt rund 800 Fälle pro Jahr, Salzwedel rund 950.

Bürgermeisterin Schumacher ergänzte, sie erkenne betriebswirtschaftliche Zwänge an, der Erhalt der Klinik aber sei eine politische Entscheidung. Am Montag will der Stadtrat eine Resolution verabschieden. Bereits am 19. Mai hatten Stadt und Klinik-Förderverein Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) einen Brief geschrieben. Eine Antwort haben sie bisher nicht erhalten. Auf Anfrage erklärte das Ministerium gestern: „Selbstverständlich wird die Hausleitung der Gesprächsbitte nachkommen.“

Falls die Kinderklinik tatsächlich schließt, müssten Gardelegener Eltern für die stationäre Versorgung ihrer Kinder künftig nach Stendal (35 km), Salzwedel (43 km) oder Wolfsburg (50 km) fahren.